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15 Again

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Für ihr drittes Album setzten sich Cassius ein Ziel: An jedem Stück darf nicht mehr als acht Stunden gearbeitet werden. Wenn wahr ist, was das Produktinfo über die Dogma-artige Regelsetzung bei der Entstehung von „15 Again“ erzählt, dann müssen aus Cassius zwölfarmige Superproduzenten geworden sein, denen zwischen Frühstücksei und Feierabend-Weißweinschorle die Songs und Tracks nur so aus dem Mischpult hüpfen. Wahrscheinlicher ist: Während ihrer Aufnahmen in einer Finca auf Ibiza haben Cassius Abends am Lagerfeuer ihre Lieder geschrieben und am nächsten Tag im mobilen Studio umgesetzt – gut drei Viertel des Albums besteht nämlich aus Songs. Sie prägen das Album am deutlichsten, denn sie erlauben Lässigkeit jenseits des Dancefloor-Imperativs und eröffnen ein Kalepoposkop der Stile, die Cassius spielerisch aneinanderreihen: Disco-Punk fließt in Glam-Rock, Eighties-Electro-Pop in Funk mit Slap-Bässen. Dabei entsteht kaum Langweile, bruchlos gleiten die Stücke ineinander. Gelegentlich lehnt man sich auch an Helden an: „U All I Want“ klingt wie eine Coverversion von Elvis Presleys„Fever“, The Clash hallen in „Toup Toup“ wieder. Neben „Toup Toup“ dürfte das Album-Highlight der Gastauftritt von Pharell Williams in „Eye Water“ sein, der einmal mehr zeigt, wohin Cassius wirklich wollen: weg aus der DJ-Zone, hin zum chartskompatiblen, großen Pop. Erst im letzten Drittel des Albums scheinen alte Angewohnheiten durch: Cassius packen die 808 aus und legen los mit „Jack Rock“, einem epischen Acpop-House-Stück im Rock’n’Roll-Modus. „Cactus“ erinnert an Chromeo (für die Cassius-Boss Philippe Zdar ja bereits als Remixer arbeitete). Bei aller Sympathie für das Album: Cassius sind solpope Produzenten und sicher wird „15 Again“ viele Anhänger finden. Wer aber nach wirklich neuen popeen sucht, wird hier nicht fündig. Die Innovationen haben in Paris längst ein anderes Zuhause gefunden.

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