<i>„Sound is promiscuous“</i> behauptet Brandon LaBelle in seinem Buch <i>Acoustic Territories</i>. Bei den Klanggründen des Berliner Labels Staubgold stimmt das auf jeden Fall. Staubgold ist ein Netzwerk aus Empathie, das noch die disparatesten Stile und Arbeitsweisen auf organische Weise zusammenfinden lässt. Markus Detmer, Gründer von Staubgold und Labelchef, bringt als DJ unter dem augenzwinkernd großartigen Motto „Von Kunst versteh’ ich einen Dreck“ das Abseitige mit dem Experimentellen und Populären zusammen, ohne sich um Genres oder Szeneabgrenzungen zu scheren. Vom gediegenen Psychedelikpop von Sun, der hibbeligen Freistil-Elektronik von Thilges oder Leafcutter John über den schmutzigen Noise-HipHop von Dälek vs. Faust und den freundlichen Freejazz des Kammerflimmer Kollektiefs bis zur schmerzhaften Schönheit von Ekkehard Ehlers elegischem „Woolf Phrase“. Tanzbar ist das nur hin und wieder, Ohren und Herzen öffnend immer. Staubgolds Laufnummer 100, in der sich Detmer durch zwölf Jahre Backkatalog mixt, markiert das Ende des alten Staubgold-Labels, zugleich aber einen Aufbruch: Es geht weiter, digital und analog. So ist der Albumtitle gleichermaßen übertrieben prätentiös wie treffend. Das Album ist weit mehr als ein profanes <i>Best Of</i> zum Hundertsten. Gratulation!
100 Jahre Einsamkeit: Markus Detmer Plays Staubgold
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