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JAMES BLAKE James Blake (Atlas/Universal)

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Nichts weniger als ein Meisterwerk ist es, was der 22-jährige James Blake mit seinem ersten Album vorlegt. Keine große Überraschung freilich, ließen doch schon die vorhergehenden fünf Maxis erahnen, was für ein Talent da auf uns zukommt. Mit einer Mischung aus spärlicher Instrumentierung – wobei das Hauptaugenmerk stets auf dem Klavier liegt, dem Instrument, das der Musikstudent Blake seit seinem sechsten Lebensjahr spielt –, fragiler Stimme und tiefen Bässen hat er im Dubstep-Kosmos einfach mal ein neues Kapitel aufgeschlagen (das mittlerweile auch schon einige Nachahmer hervorgebracht hat, siehe etwa die letzte EP von Fantastic Mr. Fox, oder Produktionen von Ghost Mutt). Mit seiner Feist-Cover-Cersion „There‘s A Limit To Your Love“ ist er auch im Mainstream angekommen, und zwar ohne sich in irgendeiner Weise zu prostituieren.

Nun also das erste Album. Ein spannender, risikoreicher Schritt: Wird es Blake gelingen, die Qualität, die er auf seinen Singles zeigte, über Albumlänge zu halten? Wird er sich in irgendeiner Weise dem großen Publikum anbiedern? Man kann die Antwort schon einmal vorweg nehmen: Er schafft es, und zwar mit Bravour! Mehr noch als auf seinen vorhergehenden Platten steht hier seine Stimme im Fokus. Zuvor oft bis zur Unkenntlichkeit durch zahllose Effekte prozessiert, bildet sie nun den klaren Mittelpunkt – und klingt dabei, als wäre Blake der einsamste Junge im Universum, der seine Seele dem nächtlichen Himmel offenbart. Meist bestehen die Texte aus wenigen Worten, Satzfetzen, die er mantraartig immer wieder wiederholt und variiert. Darum spinnt er einen Kokon aus sparsamer Rhythmik, fein gesetzten Klangeffekten, Pluckern und Knirpsen: So entstehen Stücke, die fast mehr Atmosphäre sind als wirkliche Musik. Tonfolgen, die Blakes Stimme wie ein feines Gespinst aus zerbrechlichen Stoffen umschwirren, ohne ihn je zu berühren, wobei die Arrangements immer wieder überraschende Wendungen nehmen. Jedes Stück ist so voller Ideen, dass es bei manch anderem für ein ganzes Album gereicht hätte.

Am wunderbarsten sind dabei die Lieder, bei denen Blake gänzlich auf andere Instrumentierung verzichtet, nur auf die Kraft und Magie seiner Stimme vertraut, die er in verschiedenen Tonlagen übereinander legt, mal in die Länge zieht, an- und abschwellen lässt. Höhepunkt aber ist das schon seit fast zwei Jahren durch die Blogosphäre schwirrende „I Never Learnt To Share“, ein Stück von einer Intensität, die einen aufheulen lässt. Dass dieser Song nach zwei Jahren in unveränderter Form hier enthalten ist, lässt einen gerade mal erahnen, wozu Blake in Zukunft noch fähig sein wird. Mit Dubstep hat das alles mittlerweile kaum noch zu tun, vielmehr ist Blakes Album nichts weniger als das beste und modernste Soul-Album seit, ja, seit Jahrzehnten.

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