Masse ist Macht, und 100.000 Besucher allein in Europa können höchstens ein kleines bisschen irren. Auf jeden Fall kommt man um Superlative wohl kaum herum, wenn man über die nun fertig gestellte DVD zur diesjährigen Tour von Paul Kalkbrenner schreiben soll. Auf 15 Konzerten hat ein Team um den Berlin-Calling-Regisseur Hannes Stöhr mit jeweils zwischen fünf und acht Kameras der Techno-Welt bekanntesten Schauspieler begleitet und die Sequenzen dann – Berlin und Puls und Zeit und so – von den Visual-Artists der Pfadfinderei bearbeiten lassen (was besser nicht eingehender besprochen werden sollte). Die nachträgliche Bearbeitung allerdings wäre vermutlich gar nicht nötig gewesen, denn ein Lichtermeer aus in die Höhe gereckten und aufnahmebereiten Mobiltelefonen vermittelt sich europaweit auch ganz von alleine. Die morgens, mittags und abends gut frisierte Freundin stets an seiner Seite, gewährt Paul Kalkbrenner Einblicke in das Tour-Leben einer Rampensau, und so erfährt der gewillte Konsument, dass das Leben nicht nur aus Techno, Freundin und Flughäfen besteht, sondern zwischendurch auch mit dem Team Fußball gespielt werden darf. Ab und an noch eine verschämte Yogaübung, zwei weiße Handtücher und klar: Familie und Fans, man hat ja auch Verantwortung. Insgesamt erscheint 2010 – A Live Documentary wie ein zweiter Teil des Gassenhauers Berlin Calling. Eine Retrospektive, möglicherweise die Zeit vor dem Absturz.
PAUL KALKBRENNER 2010 – A Live Documentary (Paul Kalkbrenner Musik)
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