Verdammt, wie bekomme ich das jetzt wieder aus dem Kopf? Das dem Album beiliegende Schriftstück erklärt mir, dass Dave Aju jeden Sound seines Albums selbst produziert hat – mit seinem eigenen Mund. Eine Information, die eine Reihe seltsamer Bilder vor meinem geistigen Auge aufruft: Jedes neu auftretende Geräusch produziert eine visuelle Entsprechung, in aller Regel die verzerrte Grimasse von Daves Myspace-Antlitz, die mit einer an Erhabenheit grenzenden Konzentration im Blick versucht, Töne zu generieren, wie sie vorher kein menschliches Wesen hervorbrachte. Trotzdem funktioniert das musikalisch unglaublich gut. Schon mit der ersten Nummer „Roundabout“ führt der Mann aus San Fransisco in seine entgrenzte Welt des trockenen Funk ein, baut aus völlig verrückten Versatzstücken Beatgerüste, dass einem die Spülung aus dem Haar fällt, und trompetet schließlich ein jazziges Ensemble zusammen, das aus Blech auch nicht mehr grooven könnte. Was einen im weiteren Verlauf an stilistischer Vielfalt fast zu erschlagen droht, bewegt sich zwischen discoider catchyness, elegant gleitendem Blaxploitation-Soul, narrativem Sprechgesang und House im weitesten Sinne. Dabei verdoppelt und verdreifacht sich Dave Aju von Stück zu Stück, zerteilt sich in viele kleine Dave Ajus, die aus jeder Ecke einen Sound husten, um schließlich in polyphonen Chor-Eskapaden wieder zu einer schrägen Einheit zu verschmelzen. Allein für dieses Bild bin ich dem Platten-Infozettel dann doch dankbar.
DAVE AJU Open Wide (Circus Company)
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