Nach seiner Big-Band-Extravaganza Goodbye Swingtime schraubt Matthew Herbert seinen Sound wieder auf die Basics zurück. Field Recordings rund ums Essen, vom Biss in einen Apfel bis zum Schlachten eines Huhns, dienen als rhythmische Basis. Auf dieser baut Herbert aber diesmal keine bezaubernden House-Tracks – der „Celebrity“-Diss mit Dani Siciliano ist das einzige Stück mit Hitpotential, Faux-R’n’B the Herbert way – sondern erheblich sprödere, gelegentlich vom Minimalismus inspirierte Kompositionen. Wie bei Matmos’ „A Chance To Cut Is A Chance To Cure“ kann man „Plat Du Jour“ als wunderschöne Electronica-Platte goutieren, aber sobald man die Basis der Tracks identifiziert hat – www.platdujour.co.uk leistet Hilfestellung – hört man sie unwiderruflich anders. Wer beim Essen ohnehin ein schlechtes Gewissen hat, wird durch diese Platte darin bestärkt. Die komplexen Marktmechanismen, die zu den Auswüchsen der Lebensmittelindustrie im Kapitalismus führen, werden so natürlich nicht beleuchtet. Aber dies ist Musik, und die appelliert immer erst mal an die Emotionen – in diesem Fall sehr effektiv. Der Verstand wird dann hoffentlich folgen.
MATTHEW HERBERT Plat Du Jour (Accidental)
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