Die nuller Jahre waren ein Jahrzehnt, das mit exzessiv betriebenem Minimalismus viele Wurzeln der elektronischen Musik überlagert und nur noch partiell hat durchschimmern lassen. Der satte, maximale Klang einer Roland-Drummachine ist den dünnen rhythmischen Konstruktionen ebenso zum Opfer gefallen wie vertracktere Electro-Patterns, die sich schon bei den deutschen Kraftwerklern andeuteten, aber vor allem bei Africa Bambaataa, Aux 88 oder auch Drexciya zu zeitloser Schönheit gefunden haben. Ebensolche Electro-Strukturen und synkopierte Funk-Entwürfe bilden das tragende Fundament für das Debütalbum des Franzosen Pierre-Alexandre Simoes, der als Pierre LX die verschütteten Wurzeln des Techno freilegt und für das zweite Jahrzehnt des 21. Jahrhundert präpariert. Selten gingen weltmusikalische Perkussion, großes Synthie-Kino und laut heulende Hooklines eine solch fruchtbare Allianz ein. Pierre LX aktualisiert mit seinem Album die ungerade Bassdrum als Kunstform eigenen Rechts, ohne aber den 4/4-Takt links liegen zu lassen: „Olympia“ schlägt die Brücke zwischen Techno und Electro und hält auch dubbig verhallten Akkorden höflich die Tür auf. Pierre LX schafft mit seinem Album, was Westbam nie gelungen ist: eine Musik zu kreieren, die wirklich „Technolektro“ ist, ohne mit großen Gesten um die Gunst des letzten Radio-Ravers zu buhlen.