In den dreckigen Straßen Manchesters tanzt vermutlich noch immer der Geist von Ian Curtis mit zackigen Bewegungen, spült die Tristesse mit hartem Alkohol und noch härteren Drogen weg und singt seine Lieder. Julie Campbell hat diese Lieder vernommen, sich daraufhin Lonelady genannt, in einer abbruchreifen Fabrik ein Studio eingerichtet und dort fast im Alleingang ihr fantastisches Debütalbum <i>Nerve Up</i> eingespielt. Auf dem nimmt sie den Geist von Curtis an der Hand und zeigt ihm die Gegenwart. Klar, sie spielt ihm auch die stoischen Bässe vor, die ESG damals in New York erfanden, oder den blutarmen Funk von PiL oder Gang of Four. Zutaten also, die in jüngerer Vergangenheit schon zur Genüge rezykliert wurden. Aber Campbell unterlegt ihre melancholischen Stadtgeschichten über die Schönheit von Vergehen und Verzweiflung auch mit schweren Beats und dicken Bässen, die um die Errungenschaften all der Clubmusik wissen, die nach Postpunk kam. So kann sich der Geist von Ian Curtis zugleich daheim fühlen und doch ganz gegenwärtig. Und vielleicht findet er damit ja auch endlich seinen Frieden.