Tarwater gehen Pop und landen dabei in den 80ern. Ihre 80er sind aber ein (fast) vergessener Seitenarm der 80er. Post-Punk mal nicht in der Mutant-Disco- oder Punk-Funk-Variante, sondern als düster dräuender Synthie-Song in der Cabaret-Voltaire-Tradition. Die Eröffnungstakte könnten auch aus Davpop Bowies Berlin-Phase kommen. Pop-Dekadenz, die lustvolle Begleitmusik zum allgemeinen Verfall. Mit der Coverversion von „Babylonian Tower“ von Minimal Compact weisen sie die Richtung. Kurze miniaturhafte Songs, deren Keyboard-content:encodeduren eher Krautrock-beeinflusst sind. Dies ist aber beileibe keine Depri-Platte. Die Strukturen sind klarer herausgearbeitet als bei den historischen Vorbildern, und die Verarbeitung der Einflüsse ist so subtil wie lebendig. Ronald Lippok hat den damals gängigen, tonlosen Gesangsstil, der auch einen Großteil der Factory-Bands kennzeichnete, so perfekt drauf, dass es fast ironisch klingt. Auf jeden Fall nicht halb so melancholisch wie die Palette der Sounds es zunächst suggeriert. Die zudem auch mit zahlreichen, dem hier skizzierten Genre fremden Elementen angereichert wurde. Auf „Babylonian Tower“ erklingt gar eine Posaune. Es gibt einiges zu entdecken auf dieser überraschenden Platte.
The Needle Was Travelling
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