Raoul K ist 1992 von Agboville, Elfenbeinküste, Westafrika, nach Hamburg umgezogen. Dort fing er an, sich intensiv mit Tanzmusik zu beschäftigen. Ende der neunziger Jahre zog er von Hamburg nach Lübeck, er arbeitete als DJ und Zimmermann und baute sich ein eigenes Home-Recording-Studio. Um in der musikalischen Kulturindustrie unabhängig arbeiten zu können, gründete er 2007 sein eigenes Label Baobab Music. Es gibt bereits einige Veröffentlichungen von ihm, vor allem auf Baobab, wie etwa „Le Cercle Peul“ von 2008, die den Fans afrikanischer Rhythmen im Techno bekannt sein könnten. Man könnte Raoul K mit Theo Parrish vergleichen, weil bepope musikalisch geschichtsbezogen an afrodiasporischen Sounds in House und Techno arbeiten. Bei Raoul K ist es jedoch ein klanglich anderer Bezug auf afrikanische Rhythmen, Instrumente (Kora und Balafon) und Gesangspartikel, die unterkühlte Housefans ihm abwehrend als hippieske Weltmusik anlasten könnten. Das stimmt aber nicht. Lassen sich die Hörer auf Raoul Ks afrikanisch rhythmisierte Klänge ein, wird immer auch das radikal Fremde an dieser Musik verstärkt, das dann ein kulturindustriell vereinheitlichendes Konzept wie „Weltmusik“ zersetzt und ästhetische, multikulturelle Offenheit auf der Tanzfläche produziert. Vor allem in der Festung Europa. Diese Offenheit ist keine abstrakte, sondern eine gegenwärtige, da Raoul Ks Album Mande mit und in den Rhythmen moderner Tanzmusik wirkt. Empfehlenswert.