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Geisterfaust

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Gäbe es ein Wörterbuch der Musiksynonyme, hätten Bohren ganz sicher den Begriff „Konsequenz“ für sich gepachtet. Die langsamste Band der Welt ist noch langsamer geworden, und das muss so sein. Hey, wir wollen jeden Ton ausformulieren, hört man die Band aus ihrem Wehrturm-Proberaum in Mühlheim rufen. Hielten bei den Vorgängern noch Melodiebögen die Songs in Zaum, muss sich der Hörer jetzt ganz schön tief legen, um in der Langsamkeit des Spiels die Poesie slomo schleppender Töne zu erkennen. Bohren fordern. Die fünf Songs des Albums „Geisterfaust“ sind nach den Fingern der Hand benannt. Die fließen ineinander, ohne Punkt und Komma. Der Zeigefinger führt den Reigen an. Auf 20 Minuten Ton an Ton. Genau hört man irgendwann hin, hört das Anschleichen und Abklingen der Töne, hört vielleicht irgendwann das Sprießen und Wachsen, jede kleinste Verzerrung. Das ist Musik, die heute radikal erscheint. Der „Kleine Finger“ – letzter Song des Albums – schiebt sich dann mit der Andeutung eines Grooves herbei, ein echt mal geschmackvolles Saxophon ergreift und tastet. Bohren brennen. Musik ausformuliert. Extrem bannend. Neuer Extremismus in der Musik? Wenn er so von Bohren kommt, geht das klar. Hoffentlich klappt es dann endlich auch mit der Japan-Tournee, wenn die betreffenden Bandmitglieder a) ihre Flugangst überwinden oder b) vielleicht mit einer Jolle übersetzen. Eile mit Weile ist ja das Bandmotto.

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