Mit ihrem neuen, dritten Album hat sich Ellen Allien endgültig freigeschwommen. Waren „Stadtkind“ und „Berlinette“ aufregende Versuche angewandter Kombinatorik – auf „Berlinette“ z.B. der geglückte Versuch, Frickelsounds mit Popsongs zu vermählen – so ist „Thrills“ auf diesem Wege in einem ganz eigenen Universum angelangt. Hier geht wirklich alles – was einen zunächst schon mal ratlos zurücklassen kann. „Thrills“ scheint zunächst erstaunlich straight. Alle Tracks sind auf eine klassische Weise, die ganz klar Techno buchstabiert wird, tanzflächentauglich. Aber sonst ist alles offen. Es gibt immer wieder Elemente, die an irgendetwas erinnern, das sich aber selten genau zuordnen lässt. Aus dem schier unerschöpflichen Fundus der 80er verwendet sie eher das ornamentale Beiwerk, nicht wie fast alle anderen die rhythmusgebenden Elemente. Dann gibt es diese Momente, die an die frühen Tage des Technos erinnern. Das wunderbar flirrende „Your Body Is My Body“ z.B. könnte man glatt für einen Früh-90er-Klassiker halten. Und im nächsten Moment kommt dann ein total kitschiger Sound um die Ecke und schmeißt einen erst mal aus der Bahn, um spätestens beim dritten Hören zu verzaubern. Die letzten Monate haben gezeigt, dass genau darin die Zukunft des Techno liegt. Scheuklappen runter und hineingestürzt in den reichhaltigen Fundus der letzten 20 Jahre.