Natürlich wissen wir, dass Machinedrums Travis Stewart bereits im Alter von zwölf Jahren begonnen hat, elektronische Musik zu machen. Auch, dass die Eckpfeiler IDM und Instrumental Hip-Hop weite Teile seiner Sozialisation ausmachen. Auskennern fällt sicherlich noch Sepalcure ein. Oder Jets, das gemeinsame Projekt mit Jimmy Edgar, mit dem der 31-jährige Stewart kürzlich auch das Label Ultramajic ins Leben gerufen hat. Warum der Amerikaner allerdings noch nicht den Status eines Superproduzenten genießt, ist schwer zu erklären. Nächster Klarmacher: Vapor City, ein illusorisches Metropolis, das Stewart als „anyone’s dream city“ beschreibt. Zehn Tracks, zehn Bezirke? Die metaphorischen Fritz-Lang-Hints können vernachlässigt werden, denn sein sample-basiertes Amalgam (fast) aller Spielarten von UK Bass Music atmet ohnehin diesen En-Vogue-Duft, der das Heute konserviert, aber mit beherzter Funkiness ins Morgen blickt – nicht nur auf der Insel. Im Vergleich zum gefeierten Vorgänger Room(s) ist Future Garage weiterhin so präsent wie Juke, allerdings entfranst Machinedrum seine neuen Produktionen deutlich, sodass „Don’t 1 2 Lose U“ mit seiner Entschleunigung etwa an Holy Other erinnert. Ob die verträumte Piano-meets-Breakbeats-Nummer „Infinite Us“ oder die hyperaktive Drum-Maschine-Kaskade „Gunshotta“ – Soundschichten sind bei Machinedrum keine Overkills mehr, sondern pointierte Zappelphilippe. Natürlich sind die Rhythmen verdreht, die Melodien bis in alle Schichten fragmentiert und die geloopten Vocal-Samples noch immer die wehleidigsten. Aber das macht Machinedrum-Produktionen so besonders: Sie sind smooth und doch massiv, hypnotisch aber mimosig, rastlos und sehnsüchtig. Und wenn zum Abschluss mit „Eyesdontlie“ und „Baby Its U“ die beiden Highlights dieser dampfenden Fantasiestadt warten, dürfte jedem klar sein: Travis Stewart ist bei all dem Maschinen-Voodoo ein verkappter Romantiker. Gut so.
Video: Machinedrum – Eyesdontlie