Einem nerdigen record selector bei der Arbeit zuzuhören, kann besonders musikhistorisch äußerst erhellend sein. Keith McIvor, unter seinem Pseudonym JD Twitch auch bekannt als eine Hälfte des schottischen DJ- und Produzentenduos Optimo, ist einer jener besonderen Geschmacksfilter. Nun hat er unter seinem zweiten Künstlernamen Betty Botox eine CD für das japanische Label Endless Flight zusammengestellt, die einen weiten Bogen spannt und elektronische Musik diverser Dekaden vereint. Von der Disko-infizierten New Yorker Postpunk-Eminenz Love of Life Orchestra über ein loopiges Danc-Experiment der US-Avantgarderocker The Respopents bis zu elektronischem Experimental-Pop des Schweizers Carlos Peron: der Eklektizismus kennt auf Mmm, Betty! keine Grenzen. Zwischendurch gibt es exklusive Edits. Mal katapultiert der Schotte einen Track der australischen IBM-Band Severed Heads mit mehr Druck und Melodie in die Gegenwart. Dann verwandelt er einen Song der britischen Psychedelic-Rocker Hawkind in ein kosmisches Rave-Monster mit Zeug zum Hit auf den von Ed Banger kolonisierten Dancefloors. Eine gelungene, abwechslungsreiche Geschichtsschunde mit raren Perlen aus der elektronischen Diggerkiste.