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The Lighthouse

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The Raincoats sind eine sperrige Legende: Die vier Frauen waren zu britisch für die NYer No-Wave-Schiene, zu feministisch bei zu wenig Covergirl-Glamour, um als der Riot-Grrrl-Prototyp real existieren zu können, als der sie im Nachhinein oft gehandelt wurden, eine Kritikerband mit Fans wie Sonic Youth und Kurt Cobain, der sie nach dem Split von 1984 Anfang der 90er zu einer kurzen Reunion animierte. Nach einer weiteren Dekade erscheint jetzt das Solo-Debüt von Ana da Silva, ihrer Sängerin und Gitarristin, nicht zufällig auf Chicks On Speed Records. Eine Protagonistin des auch für die Chicks relevanten DIY-Prinzips macht weiter: Die zehn intim klingenden Stücke hat sie im Alleingang auf minimalem Equipment produziert und aufgenommen. „The Lighthouse“ steht für einen selten gewordenen, avantgardistischen Folk-Ansatz, der in den 70ern von Formationen wie den Art Bears, Henry Cow und auf den frühen Eno-Alben entwickelt wurde, und den niemand mehr als Mayo Thompson, der auch die Raincoats produzierte, mit seinen Red-Crayola- und Art & Language-Projekten in die 80er transportiert hat. Wenn Grooves im Spiel sind, haben sie etwas vom metabolistischen Pluckern des „Liqupop Sky“-Soundtracks. So konzeptionelles Borderline-Instant-Hit-Songwriting wie auf „Friend“, „Sister“ oder „In Awe Of A Painting“ hört man heute höchstens von Robert Wyatt, Kevin Blechdom oder Acts auf Karaoke Kalk und Morr Music. Dazu gibt’s die sinistere Interpretation eines Moraes/Jobim-titles, auf der als einziger Gast Stuart Moxham auftauchen darf. Erstaunliches Electro-Folk-Album, dessen Songs den ersten Anschein von ätherischer, zerbrechlicher Schönheit inklusive der etwas kitschigen Leuchtturm-Metapher in eine immanente Stärke umwandeln, eine Art Dispersion ihrer Bedingungen herstellen.

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