Schön, dass es so etwas noch gibt: DJ-Sets, bei denen das Grundrauschen des Vinyls nicht einer digitalen Bearbeitung zum Opfer gefallen ist. Dementsprechend klingt Tobi Neumanns Set nicht kalt und steril wie so viele andere zeitgenössische Mix-CDs, sondern immer warm, druckvoll und unglaublich groovy. Allein schon der Beginn: Ohne mit einem Intro eine Spannung anzudeuten, die dann doch nicht gelöst wird, rappelt er naiv, aber wirkungsvoll drauflos. Mit der wunderbar leicht gezupften Klampfe und den mehrstimmigen Harmoniegesängen in Osunlades „My Reflection“ ist man sofort in den verführerisch schüttelnden Groove des Sets hineingezogen, der bis zum letzten Track beibehalten wird und dem man sich nur noch schwer entziehen kann. Dabei wird der latent hypnotische Höreindruck durch die überwiegend stimmlich dominierten Tracks, vor allem durch aber deren perkussives Arrangement erzeugt. Und so ist es nur logisch, dass Neumann hier nicht mit plakativen Hit-Höhepunkten operiert, sondern ein differenziertes Gespür für ergreifende Rhythmik erarbeitet, die sich besonders gut in Sensitivas „Viola Tricolor“ zeigt – eine Kooperation von Neumann mit Onur Özer, die über vielfältige Drumsounds und fremdartige Melodien funktioniert. Wenn dann im letzten Track ein Saxofon auftaucht, dann weiß man: Diese CD ist ein großartig offensives Bekenntnis zur House Music.