Das zweite Album des Berliner Duos Chica & The Folder ist runder und flauschiger geraten als der Vorgänger. Die Dichte der Referenzen und die Reichhaltigkeit der Einflüsse ist allerdings noch erhöht worden. Je nach musikalischer Vorbildung hört man vermutlich etwas Anderes in diesen Techno-basierten Pop-Songs von Paula Schopf (Ocean Club) und Max Loderbauer (Sun Electric). In meinem Fall wäre das der verspielte Umgang mit Elektronik der frühen NDW (Der Plan, Liaisons Dangereuses), die angenehme Sämigkeit frühen Ambient-Technos (Sieg-Über-Die-Sonne-Mitglied Tobias Freund hat das Album gemixt und bedient auf einigen Stücken die 808), der subtil-verschrobene Pop von Brian Eno in seiner Übergangsphase vom Glam zum Ambient und diverse lateinamerikanische Songformen. „Perfect Day“ könnte so ein Eno-Song sein, bis er im letzten Drittel plötzlich in eine Art Señor-Coconut-Take eines Juana-Molina-Songs kippt. Solch verspielte Brüche gibt es immer wieder. „Dancing Been“ beginnt mit einer Akkustik-Gitarre, dann fordert Paula Schopfs Tochter Romina mehr Beats, damit sie besser tanzen kann, und bekommt diese auch prompt. Sehr schönes, eigenes Album.