Nach seinem umwerfenden Pop-meets-Minimal-Debüt „I’ve Come To See You Once Again“ schraubt Jan Gazarra das Dance-Moment ein wenig zurück. Er verzichtet auch auf den Clou des Debüts, überraschende Coverversionen („Pop Life“ von Prince, „Chelsea Hotel“ von Leonard Cohen) aufzunehmen. Die Hälfte der Stücke auf „Love Rules“ sind purer Pop: simple Songs zur Gitarre, die durch geschickte Arrangements veredelt werden. Die Arrangement-popeen reichen von dezenten elektronischen Tupfern über plüschige Bläsersätze zu weiblichem Background-Gesang. Hier ist ein Wille zur Stilisierung erkennbar, der weit über das Ehrlichkeits- und Authentizitätspostulat des Singer/Songwriter-Revivals hinausweist. Jan Gazarra ist ganz sicher kein deutscher Jack Johnson, eher orientiert er sich an Pop-Stilisten wie Paddy McAloon (Prefab Sprout) und Martin Phillips (The Chills). Seine Stimme ist allerdings rau und brüchig, was einen Kontrast sowohl zu den ausgetüftelten Arrangements als auch zu den schwebenden Minimal-Tech-Elementen bildet. Es ist aber auch eine Stimme, an der sich die Geister schepopen. Es wäre schade, wenn sie verhindern würde, diesem Kleinod Aufmerksamkeit zu schenken.