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Superlongevity 4

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Perlons House-Sound basiert auf der Grunderkenntnis, dass man House produzieren kann, ohne auf deren Ursprung als afroamerikanische Musik explizit Bezug zu nehmen. Statt der Sehnsucht nach diesem Kosmos mit all seinen kulturellen Aspekten entwickelt die Perlon-Posse einen Hedonismus, der um einen psychoaktiven Surrealismus kreist, darum, den Spiralen der Grooves und den Labyrinthen der Sounds bedingungslos zu folgen.
Dieses musikalische Programm kommt in den Releases des Labels so radikal zum Ausdruck, weil ihre A&R-Arbeit immer sehr überlegt und streng war: Mittelmäßigkeit und Indifferenz wurden nie zugelassen. Es gibt im Backkatalog des Labels keine Tracks, die bloß veröffentlicht wurden, um DJ-Karrieren zu beschleunigen und ebenso war die Brauchbarkeit einer Platte als DJ-Tool nie ein ausreichendes Kriterium für die Veröffentlichung. Perlon hat sich immer ganz entschieden als Dancelabel positioniert, sich nie in den tendenziell beliebigen Experimental-Bereich abdrängen lassen. Ebenso wenig hat sich das Label dem Veröffentlichungsdruck der Vertreibe unterworfen. Auf längere Phasen ohne Releases folgten oft mehrere Platten gleichzeitig, die die Szene stark polarisieren konnten.
Wenn „Superlongevity 3“ das große Statement in Bezug auf das Kryptische im Perlon-Kosmos war, kreist „Superlongevity 4“, deren sechzehn Tracks auf zwei CDs und vier Schallplatten erscheinen, um die Auseinandersetzung mit roughen, abstrakten, oldschooligen Grooves, die eine extrem deutliche und packende Folie für die Sound-Kaskaden erzeugen. Immer wieder ist man überrascht, wie weit sich die Tracks von bereits bekanntem Material der vertretenen Künstler entfernen. „In The Shadow“ von Melchior Productions LTD. hat die zischenden Snaredrums einer alten Trelik-Platte, Pantytecs „Maybe Not“ ist so linear und fliehend, dass es wirkt, als würden alle Elemente im Track von dieser irrsinnigen Beschleunigung aufgesogen. Lucianos „Blake Purple Frase“ ist sein sperrigster Track seit langem, er hat einen unterirdischen, hauchenden Groove und entrückte Melodien. Soulphictions „Her (JMS Dub)“ ist einer der grobsten, unaufgelöstesten Tracks, die der Mann je produziert hat, und dabei umso mehr ein Groove-Monster. Ricardo Villalobos „Balacharde“ könnte eine ganz neue Phase in seiner Arbeit einleiten.
„Superlongevity 4“ spitzt Perlons Sound-Kosmos in einer ganz unerwarteten Richtung zu und ist bisher einer der wenigen wirklich originellen Masterpläne für den kommenden Sommer.
Tipp: Soulphiction “Her (JMS Dub)”, Ricardo Villaobos “Balacharde”, Pantytec “Maybe Not

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