burger
burger
burger

Tony Prince

"Vieles hört sich einfach gleich an"

- Advertisement -
- Advertisement -

Photo: Tobias Stahel (Tony Prince)

Tony Prince gehört zu den hierzulande weniger bekannten Dance-Pionieren. Der 71-jährige Engländer hat vor über 50 Jahren als DJ angefangen zu arbeiten. Ende der 70er moderierte er auf Radio Luxemburg die ersten auf Dance-Musik spezialisierten Radiosendungen Europas. Anlässlich des International Radio Festivals, das Anfang April dieses Jahres in Mailand stattfand, sprachen wir mit dem Briten, der in den 80ern auch die DJ-Organisaton DMC und die Zeitschrift Mixmag gründete, über Dancemusik vor House und Techno.

 


 

Sie haben 1962 angefangen in Clubs aufzulegen. Mit welchen Songs sorgte man Anfang der 60er Jahre dafür, dass sie die Leute garantiert tanzen?
Das waren damals aktuelle Hits wie „The Locomotion“ von Little Eva, oder „Let’s Dance“ von Chris Montez. Stücke übrigens, die später auch häufig gecovert wurden (Anm.: „Let’s Dance“ u.a. als Synth-Pop-Version der Silicon Teens).

Einige Jahre später wechselten Sie dann vom Club- zum Radio-DJ – zuerst für den Piratensender Radio Caroline, dann zu Radio Luxemburg. Wann wurde ihnen klar, dass genug Tanzmusik veröffentlicht wurde, um eine eigene Radiosendung damit zu füllen?
Das war auch schon in den 60er Jahren als Tamla Motown Smokey Robinsons „Shop Around“ rausbrachten. Neben Motown veröffentlichten auch Atlantic und Stax Tanz-Platten von Arthur Connely, Joe Text oder Wilson Picket. Da wurde mir klar, dass Dance Music sich auch im Radio durchsetzen würde.

Gab es eigentlich US-Radiosender oder Club DJs, die ihre Musikauswahl beeinflussten?
Da gab es eigentlich nur Emperor Rosko, einen amerikanischer Radio-DJ, der in den 60er Jahren nach Europa kam und mein bester Freund wurde. Das liegt aber daran, dass ich damals noch nicht in die USA reiste. Ich war nur zweimal in Las Vegas, um dort Elvis Presley zu treffen. Erst Anfang der 80er kam ich nach New York. Ich besuchte den Club zusammen mit dem DJ Paul Oakenfold, Francois Kervorkian legte auf und sein Set haute mich um.

1979 starteten sie auf Radio Luxemburg mit „Top 20 Disco Import“ die erste Sednung, die sich auf US-Dance-Importe spezialisierte. Zu der Zeit hatten sie auch eine reguläre Disco-Sendung. Was war der Unterschied zwischen den beiden Shows?
Der Anlass, um eine Sendung für Dance-Importe zu machen war, dass sich die Maxi-Single durchgesetzt hatte. Ich war verantwortlich für das Programm von Radio Luxemburg und verwandelte den Sender zur Hochzeit des Saturday Night Fevers in einen Dance-Sender. Wir standen damals unter hohen Druck gegenüber neuen Sendern, denn lange Zeit war Radio Luxemburg der einzige Sender in Europa der Popmusik spielte. Also machten wir den Freitag zum Black Friday. Und ein Plattenladen aus London namens Groove Records versorgte mich für die Sendung jede Woche mit einer Liste ihrer bestverkauften 12“-Importe.

Mit Ihrer Sendung „Disco Mix Club Show“ boten sie auch eine frühe Plattform nur für Remixe. Welche Remixer der Zeit mochten sie am liebsten?
Das waren Shep Pettibone, Arthur Baker, Frankie Knuckles oder Bruce Forrest, später dann auch David Morales. Die waren weit vorne.

1983 hörten sie mit dem Radio auf, um die die DJ-Organisation DMC (Disco Music Club) zu gründen. Gibt es heute noch Musiksendungen, die sie hören?
Ehrlich gesagt höre ich nicht viel Radio. Vieles hört sich einfach gleich an. Aber ich höre immer noch jede Menge DJ-Mixe und Remixe. Und ich freue mich nach wie vor wie ein Kind, wenn ich einen tollen Mix höre. Ich höre mir auch alle Tracks unserer DMC Buzz Charts an, um auf dem Laufenden zu bleiben, was gute, neue Dance-Tracks betrifft.

In diesem Text

Weiterlesen

Features

[REWIND2024] Sinam Hüls, Booker des Tresor.West: „Ich buche DJs, und keine Influencer”

Wir wollten von Sinam Hüls wissen, wie man als kleiner Club in NRW mit den Gagenforderungen global aktiver Booking-Agenturen umgeht.

[REWIND 2024]: Die Szene ist der Sargnagel im Berliner Clubsterben

Dieser Text ist Teil unseres Jahresrückblicks. Alle Texte findet ihr hier. Berliner Clubs sperren zu, man nennt es Clubsterben. Watergate, Renate, Loophole und so weiter. Die...

Motherboard: Dezember 2024

Das letzte Motherboard des Jahres hebt mit luftwurzelwuchernden Sounds und Gemüts-Geräuschen die Restwärme im Leftfield an.