Die Queen of Neo-Goth setzt zum großen Sprung an. War ihr Debüt The Spoils noch, typisch für die damalige hypnagogische Bedroom-Produzentinnen-Szene in extremes Low-Fi-Rauschen gehüllt, verbesserte sich der Produktionsstandard auf den zwei Folge-Alben Stridulum II und Conatus zunehmend. Entsprechend konnte man schon ahnen, dass in Nika Roza Danilova das Zeug zum großen Star steckt. Die Vorabsingle zum neuen Album könnte mit seinen großen Drums, den pathetischen Synthie-Klängen und der hymnenhaften Melodie glatt die Charts brechen. Aber vermutlich müsste sie dann von Beyoncé gesungen werden. Das ist hart an der Grenze zum Gefühlskitsch gebaut, nahe an der Rückkehr der Power-Ballade, die gerade an allen Fronten zu beobachten ist. Der Taiga sei dank, gelingt auf dem restlichen Album der Balanceakt besser. Die Songs sind zwar auch alle BIG und pathetisch, aber das waren sie bei Zola Jesus, unter dem Soundmoor, immer schon. Sie sind aber, aller Politur zum Trotz, auch immer noch düster und beunruhigend, getragen von ihrer tiefen, schneidenden Stimme, ja ihrer tief schneidenden Stimme.
Stream: Zola Jesus – Dangerous Days