Die Geschichten und Mythen über die griechische Göttin Niobe sind mannigfaltig. Egal ob Opfer oder Täter – Niobe gilt als Mutter der Menschheit und ist der Inbegriff der Fruchtbarkeit. Ein sehr passender Name für die Kölner Künstlerin Yvonne Cornelius, die seit 2001 bereits sieben Alben veröffentlichte. Auch Child Of Paradise ist das Ergebnis einer Avantgardistin, die mit ihrer Stimme nicht nur als deutsche PJ Harvey durchgeht, sondern eine ganz originelle Klangsprache gefunden hat. Aufgenommen in Italien und Südafrika, kommt das Songdutzend weniger als konzeptueller Ballast daher, viel mehr stellen die unterschiedlichen kompositorischen Kulissen eine Frau mit zügelloser Unabhängigkeit vor. Immer wieder tummelt sich Jazz in den Ritzen, Chanson trifft auf Downtempo-Idyllen und vielleicht mehr als zuvor kommt der Soul in Cornelius’ Stimme zur Geltung. Es sind sowohl die vielschichtigen Arrangements als auch diese sehr feingeistige Verve für zupackende Rhythmen, die dieses Album zu einem Erlebnis machen. Letztlich steht Niobe für Vergangenheit, der es auch im Jetzt gelingt, eine ganz eigene Parallelwelt zu erschaffen. Betreten auf eigene Gefahr!
Video: Niobe – La Toile