Man muss Marco Niemerski alias Tensnake attestieren: Seine Karriere hat er mit Bedacht aufgebaut. Der Hamburger ist keiner, der Track auf Track raushaut. Sich selbst hat der Mann für seinen ersten Longplayer hohe Ziele gesetzt: Er wollte ein Album machen, das man, wie in den besten Tagen der Popmusik, von Anfang bis Ende gerne durchhört. Das ist ihm, so viel sei schon verraten, gelungen. Dass Glow nun bei einem Majorlabel erscheint und nicht auf seiner eigenen kleinen Plattenfirma Mirau, ergibt Sinn. Sein Debüt klingt wie ein Dance-Album aus einer Zeit, als Dance-Alben noch gleichermaßen in der Pop- wie in der Clubwelt zu Hause waren – was heute allenfalls auf Daft Punk zutrifft. Was Niemirski beherrscht wie kein Zweiter derzeit: Er produziert Tracks, die zwischen Ibiza und Miami und Singapur funktionieren. Tracks, die das Zeug dazu haben, zu charten. Und doch bleibt er sich und seinem Enthusiasmus für Disco, Boogie, 80s-R&B, Minneapolis-Funk, 90s-US-House und klassischen Pop treu. Der Hamburger pfeift dabei auf Authentizitätswahn, biedert sich aber auch nicht den Gesetzen des Marktes an. Tensnake bleibt auf seinem Longplay-Debüt Tensnake. Glow lebt dabei überhaupt nicht von seinem prominentesten Gastmusiker Nile Rodgers, der auf zwei Tracks, der neuen Single „Love Sublime“ und „Good Enough To Keep“, seine Rhythmusgitarre beisteuert, sich dabei aber nicht so in den Vordergrund spielt wie auf Daft Punks „Get Lucky“. Dafür aber hat die Sängerin Fiora gleich sechs Stücken ihren Stempel aufzudrücken vermocht. Herausgekommen ist ein großartiges Album, das jene Wochenend-Aufbruchsstimmung transportiert, die Clubmusik seit den Tagen von Disco innewohnt.
Stream: Tensnake – Glow Album Minimix