Unter allen möglichen Namen für ein Musikprojekt hat Janine Rostron wohl einen der geistreichsten gewählt. Damit sind wir mittendrin im Kosmos von All Love’s Legal, dem dritten Planningtorock-Album, und den hier waltenden Konstanten und Variablen (post-)feministischer Diskurse. Mehr noch als zuvor wird dieser Anspruch politisch explizit formuliert, werden Gender- und Identitätskonstrukte als gesellschaftliche Zuschreibung erkannt und benannt. Meist kollabiert jedoch die Musik unter solch tonnenschwerer Last, ist nicht in der Lage, den Überbau zu tragen. Anders bei Rostron, die sich jetzt Jam Rostron nennt: Indem sie ihre Stimme fast überall bearbeitet, oft heruntergepitcht und damit ähnlich androgyn wie ihren Namen präsentiert, wird sie vom Objekt zum Subjekt der Manipulation. Mehr als einmal morpht sie das Timbre ihres Organs in die Nähe zu Tim Buckley und entgeht damit spielend der Gefahr, eifernd oder missionarisch zu klingen. Sloganhafte Songtitel wie „Misogyny Drop Dead“ stehen in schönem Kontrast zu den unaufgeregten, manchmal gar luftig-leichten DIY-Kompositionen, die sich dem Dancefloor aus sehr eigenständiger Perspektive nähern: Selbstermächtigung bedarf keiner leeren Posen. All Love’s Legal zeigt die so couragierte wie talentierte Jam Rostron beim Über-sich-Hinauswachsen.
Video: Planningtorock – Human Drama