Wenn man charakterisieren will, wie sich die Londoner Breakbeat-Szene nach Dubstep weiter entwickelt hat, wird Untold als einer der ersten Namen fallen. Seine ersten Tracks von 2008 bewegten sich noch innerhalb des Genres. Stilistische Brüche und die rasche Entwicklung seines Sounds sind aber das erste, was einem auffällt, wenn man seine Discographie durchschaut. Nach Dubstep kam eine UK-Funky-Phase. Dann begann er sich wie andere Musiker der Szene für 4/4-Grooves und Techno zu interessieren und hatte mit „Little Things Like That“ und „Motion In Dance“ zwei sensationelle Hits, die eine weitverzweigte, begeisterte Resonanz hatten. Wer mehr von diesem Sound erwartet hat, wird von Untolds Debütalbum enttäuscht. Um Tanzmusik geht es kaum noch, Untold beginnt schon wieder ein neues Kapitel. Es geht weniger um Grooves, Clubmusik und Techno als um die Präsenz und die Brutalität von Klängen. Sirenen, digitale Drones, Distortion, infernalisches Gehämmer: Untold erschafft ein klar gestochenes Bild des völligen Kollapses. Untold glaubt nicht an die Magie analoger Hardware, er schwärmt von der Tiefe und Komplexität digitaler Klangräume. In dieser Hinsicht hat sein Sound auf Black Light Spiral enorm dazugewonnen. Er konstruiert einen dreidimensionalen Sound mit einer ins Extreme getriebenen Plastizität. Das Album orientiert sich am tendenziell nerdigen Avantgarde-Anspruch von Cut Hands oder Warp-Acts wie Aphex Twin, Squarepusher und dem frühen Clark. Es ist verstörend düster und brutal zerrissen. Black Light Spiral klingt weniger wie der Soundtrack als die Tonspur eines Kriegsfilms.
Stream: Untold – Drop It On The One