Text: Thomas Venker | zur Übersicht der 50 besten elektronischen Alben
Erstmals erschienen in Groove 145 (November/Dezember 2013)
Große Alben atmen den Geist ihrer Zeit und weisen zugleich in die Zukunft. Mit My Way ist Marc Leclair genau dieser Spagat gelungen. Das Album repräsentierte in jedem Moment die 2002 hochköchelnde Montrealer Cut-Up-Techno-Szene, die sich rund um das von Alain Mongeau mit viel Liebe aufgebaute Mutek Festival gebildet hatte, und setzte sie so erst richtig auf die internationale Weltkarte. My Way wäre nie möglich gewesen ohne die tiefe Verwebung des Comiczeichners, Horrorfilmfans und Spiritisten Leclair in sein Heimatmilieu. Mit dem Album zelebrierte er einerseits die markante Cut-Technik, die seine Disco-Techno-Fetzer wie „Deck The House“, „Even White Horizons“ und „My Way“ so intensiv prägte, und setzte zugleich ein Zeichen, dass sie nicht das Ende der hiesigen Produzentenskills definiert. Leclair richtete den Blick auch hin zu dubbigen, feinfühligen Raumstudien wie „Installation“, die einen Vorgeschmack dessen gaben, was er, aber auch befreundete Produzenten wie Deadbeat, noch zu leisten in der Lage sein würden. Man kann auch sagen: My Way ist die Synthese all dessen, was Montreal und Leclair in den Jahren zuvor aufgebaut hatten und was bis heute hell scheint.
Stream: Akufen – Deck The House