Es geht auch ohne Cello. Für sein aktuelles Album hat Greg Haines komplett auf das Instrument verzichtet, für das er bisher vornehmlich bekannt war und mit dem er zu einem der führenden Vertreter der sogenannten Neo-Klassik wurde. Ein paar Klaviertöne haben zwar auch ihren Weg auf Where We Were gefunden, die wurden aber so stark bearbeitet, dass man sie kaum noch als solche erkennen kann. Ansonsten regieren Synthesizer, die Haines in alle möglichen Richtungen ausschwärmen lässt. Von Ambient über Dub Techno bis House reichen die Wegmarken, die sich bei ihm oft gleich mehrfach überkreuzen. In einem Stück wie „The Whole“ kommt sogar fein geschichtete Polyrhythmik ins Spiel, an anderer Stelle sind Krautrock-Einflüsse der Berliner Schule wie Tangerine Dream zu vernehmen. Das Material für Where We Were ist angeblich aus improvisierten Sessions entstanden, die Haines in seiner Rohheit beließ und anschließend mit Hilfe eines herkömmlichen Tonbands zusammenfügte. Seine Stärken liegen dabei im Gespür für Aufbau, Atmosphäre und unerwartete Kombinationen von Klängen, die sich bis zu seinen gerne mal mysteriös vor sich hin rumpelnden Beats erstrecken. So bleiben die Stücke im guten Sinne offen – fast wie bei einer Reise, in deren Verlauf man Haines als zunehmend entschlossenen Entdecker erlebt.
Video: Gerg Haines – Where We Were (Album Teaser)