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UND SONST SO? Westbam

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Foto: Andrea Stappert
Erstmals erschienen in Groove 142 (Mai/Juni 2013)

Westbam ist zurück, veröffentlicht im April sein neues Album Götterstrasse und erntet bereits für die erste Single „You Need The Drugs“ Respektsbekundungen aus den musikalisch unterschiedlichsten Lagern von Casper bis Âme. Auch die Gaststars seiner neuen Platte überraschen: Kanye West und Lil Wayne sind dabei, ebenso wie Iggy Pop, Bernard Sumner von New Order, Brian Molko von Placebo oder Hugh Cornwell von den Stranglers. Und sonst so, Westbam?

 

Das Beste, was ich in letzter Zeit gemacht habe, war mein Album Götterstrasse. Es ist super, hat ja auch einige Jahre gedauert. Bei dem Album ging’s um Zeitlosigkeit und da kann man auch gerne mal zwei Jahre auf einen 16-Takter von Kanye West (zu hören auf „Radio Siberia“, Anm. d. Red.) warten.

Einen Tag ohne Internet verbringe ich nie. Selbst im Urlaub bin ich immer online.

Luxus ist für mich ein Tag ohne Internet.

Ein Buch, das mich zuletzt beeindruckt hat, war Über den Heiligen Geist von Ex-Papst Benedikt XVI. und Johann Holtrop von Rainald Goetz. Im Moment lese ich aber Jesus von Nazareth – Band 3, ebenfalls von Benedikt, das ist noch mal ein Nachtrag über die Jugend von Jesus.

Meine liebste TV-Serie zurzeit ist Sons of Anarchy, Homeland, Unsere kleine Farm. Ach, eigentlich gucke ich gar kein Fernsehen. Und diese Serien hier schaue ich auch nicht.

Ein neuer Künstler, der mich begeistert, ist HGich.T und ihr Track „Fotzicat“. Aber die sind irgendwie gerade in einer Schaffenskrise. Wenn du den Stumpfsinn zu einem Mount Everest-artigen Kunstgebäude aufgetürmt hast, dann kommst du an den Punkt, wo du nicht mehr weißt, wie du das noch steigern sollst. Doch wie alle ernsten Denker sind HGicht.T im Grunde Humoristen. Das ist moderner Scheiß, der mich erfreut.

Meine aktuelle musikalische Wiederentdeckung ist Krautrock, auch dank Inga Humpe. Aber eigentlich entdecke ich Krautrock alle drei Wochen wieder neu. Früher fand ich Krautrock schrecklich, meine erste eigene Musik war ja Punkrock und da fand man Hippies eben scheiße. Was Krautrock toll macht, ist dieses einfache Rumkauen auf einem perkussiven Gitarrenloop, diese Art von Hippie-Minimalismus. Das fand ich ansprechend, nur Hippies als solche fand ich schon immer ein bisschen stressig.

Eine Stadt, von der ich gerne einmal mehr als nur Flughafen, Hotel und Club sehen würde ist Berlin. Dort würde ich allerdings gerne mal einen Flughafen sehen.

Ein unbekannter Club, den jeder mal besuchen sollte, ist das Sameheads in Berlin. Ich kannte den gar nicht, bis ein Freund und ich da einfach mal bei einer Safari durch Neukölln reingestolpert sind. Das ist das Berlin, das ich verloren glaubte. Das verpeilte, obskure, nur in sich selbst ruhende und nur an sich selbst interessierte Nachtleben. Nicht wissend, dass es andere Stadtteile, geschweige denn Städte oder Länder gibt. Leute, die in irgendeiner Höhle sitzen, völlig uninspiriert, während geile Musik läuft. Die hip sind, nicht weil sie wissen, dass sie hip sind, sondern weil sie sich keine Gedanken um Hipness machen. Genauso, wie damals mit fünfzehn, wo ich als junger Punkrocker das erste Mal dachte, was für eine wunderbare Welt das doch ist. Und die nächste Safari machen wir dann im Wedding, denn da gebe es das wohl auch.

Einen total skurrilen Gig hatte ich schon lange nicht mehr. Ich bestehe im Vorfeld drauf, Gigs danach auszusuchen, dass sie nicht skurril werden. Aber über all die skurilen Gigs, die ich je erlebt habe, wird es irgendwann mal einen großen Gedichtband geben: „Geschichten aus 3000 und einer Nacht“.

Mein Rezept gegen Kater ist klassisch Acetylsalicylsäure, modern: Alcovit.

In meinem Kühlschrank findet man immer Pimientos de Padrón, egal zu welcher Jahreszeit.

Ich bereue nichts.

Meine größte Angst: Ich fürchte weder Tod noch Teufel.

Mein größter Traum: Dreams are my reality.

 

Westbams neues Album Götterstrasse ist bei Vertigo erschienen.

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