Der Spacedisco-Vordenker und Lindstrøm-Mitstreiter Prins Thomas – bürgerlich: Thomas Moen Hermansen – veröffentlicht sein zweites Soloalbum. Sein Debüt von 2010 war ein Kraftakt: Hermansen entfaltete seinen Siebziger-Jahre-Klangkosmos zwischen Psychedelica, experimentellem Rock und kosmischer Disco in allen denkbaren Facetten. Auch der abgespacetesten Wall-Of-Sound verlangte er noch ein Minimum an Clubaffinität ab. Er tat so, als hätte es House nie gegeben, und bewies, dass es sich ohne eine satte Bassdrum und scheppernde Snares auch ganz gut feiern lässt. II wirkt entspannter, fließender, lockerer. Die Wirksamkeit des eigenen Ansatzes muss nicht mehr bewiesen werden. Statt um die Synthese verschiedener Stile zu ringen, sind die Tracks aus der Textur der Grooves entwickelt. Getragen werden die Tracks meist von den Basslines. Housige Taktzeiten beäugt Prins Thomas nach wie vor misstrauisch. Das typische, housige Pumpen wird vermieden, indem das Drumming das Pulsieren der Bässe auf verschiedenen Ebenen aufbricht. Im Ganzen geht es immer darum, die greifbaren, körperlichen Grooves in eine Beziehung zu den hippiesk-schwebenden Klängen zu setzen. Ursprünglich wollte Hermansen sein Debütalbum mit einer Band aufnehmen, spielte dann aber doch alle Instrumente selbst ein. Das noch ausstehende Experiment des kollektiven Musizierens verwirklicht er jetzt mit dem Prins Thomas Orkester, mit dem er für die Øving EP vier alte Stücke aufgenommen hat. Die Musiker bringen aber überraschend wenig ein. Das Quartett hält sich stark an die Partitur, die Soli kommen an den vorgegebenen Stellen. Statt lebendiger zu klingen, wirken die Stücke nur unschärfer. Die Qualität von Prins Thomas´ Musik scheint aus der Präzision zu entstehen, die ohne absolute Kontrolle nicht entstehen kann. Wenn etwa, wie auf II, die Hall-Räume der Percussion-Grooves millimetergenau ausgemessen werden.
PRINS THOMAS II (Full Pupp) / PRINS THOMAS ORKESTER Øving EP (Full Pupp)
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