Der Kenny Dixon Jr. unserer Tage ist ein sakrosankter Nonkonformist. Der Moodymann darf und kann alles. So wird es wohl niemandem übel aufstoßen, dass sein neues Album Picture This nicht im unabhängigen Selbstvertrieb seines Mahogani-Labels erscheint, sondern gleichziehend mit Omar-S auf dem Online Portal Scion AV des gleichnamigen Toyota-Automobils. Das ist zumindest cleveres Geschäftsgebaren, ein Geschenk an seine zahllosen Fans (weil seit April als kostenloser Download erhältlich) und ein Fingerzeig, wie man als Untergrund-Künstler dieser Tage sein Überleben sichern kann. Der Musik tut dieser Schulterschluss jedenfalls keinen Abbruch. Die acht Stücke seines Mini-Albums gehören zu den besten, die er in letzter Zeit unter die Leute brachte. Der Moodymann, der einst als KDJ zum größten Enigma der Housegeschichte wurde, hat sich mittlerweile von Genres und Formaterwartungen frei gemacht. Vom Zukunfts-R’n’B und Hip-Hop auf „Basement Party“ und „Saturday Rock“, den Liebesballaden „U Ranaway“ und „Pray 4 Love“ bis zum Acid ohne 303 auf „9 Nites 2 Nowhere“, findet sich hier die gesamte Palette des Detroiter Paradiesvogels wieder. Der Dub von „Got To Make It“ erinnert gar an die seligen KDJ-Zeiten der ausgehenden neunziger Jahre. Wie man es dreht und wendet, der Trickster aus der Motor City ist immer noch größer als sein Schatten.
Stream: Moodymann – Picture This