Neulich beim Bar25-Closing. Da standen wir bei stetem Nieselregen im Zirkus und waren etwas ratlos ob des doch etwas blöden Remixes von Donna Summers’ „I Feel Love“. „Das“, sagte meine Freundin Barbara, „könnte man doch wohl auch etwas dezenter ausdrücken.“ Und da hatte sie natürlich Recht. Einer der es musikalisch etwas dezenter angeht, ist Efdemin. Dessen hier vorliegender Mix jedenfalls ist mal wieder Beweis genug, dass vornehme Zurückhaltung in der Trackauswahl immer noch am Besten funktioniert und Gassenhauer im Clubkoncontent:encoded oft eher störenden Charakter haben. Dabei geht es hier aber durchaus nicht um jene Technomelancholie, die Efdemin gerne zugeschrieben wird.
Auch im schönen Hamburg wurde die Wiederkehr von klassischem House kräftig mit angeschoben. Von außen betrachtet schien House im Dunstkreis der Labels Dial und Smallville immer auch als Flucht nach vorne zu funktionieren, heraus aus dem eher introvertierten, verträumten Sound, den man gemeinhin mit der Stadt assoziiert. Und auch die letzten Releases auf Dial wie jüngst der von John Roberts zeigen, dass man dort mittlerweile eben auch in Deephouse-Gefilden zu Hause ist und längst nicht mehr nur am eigenen Trademark-Sound bastelt. Den hat zwar auch Efdemin stark geprägt, aber es verwundert nicht, wenn er seinen – übrigens fantastischen – Mix für das belgische Label Curle mit Patrice Scotts Klassiker „Deep Again“ beginnt. House eben.
Und das bleibt vorerst auch so: Es folgen Tracks von Scott Grooves, Brothers’ Vibe oder Craig Alexander. Das hat sehr viel Soul, wird aber nie bedingungslos euphorisch. Mittels Stücken von Tobias., Minilogue oder Surgeon wird der Mix dann etwas minimaler und dubbiger. Dieser funktionalere Part mündet in Efdemins neuem Track „America“. Der wird auf Curle auch als 12-Inch erscheinen – und seinen dezenten Synthietupfern, sowie dem hypnotischen Vocalsample könnte ich ewig zuhören. Aber wir sind ja in the mix. Also besorgen Dettmann & Klock sowie Pigon den (deepen) Rest und Photek schließlich den ambienten Ausklang. Carry On, Pretend We’re Not In The Room funktioniert auch deshalb so hervorragend, weil Efdemin eben nicht nur Hits aneinanderreiht, sondern durch die Bank hervorragende, aber nie aufdringliche Tracks zu einem wirklich stimmigen Mix verbindet. Ein Mix, der gar nicht erst versucht, die Dramaturgie eines kompletten DJ-Sets in achtzig Minuten zu pressen. Und gleichzeitig doch ziemlich gut auf den Punkt bringt, was das Technojahr 2008 so ausmachte. Ein Mix, bei dessen Hören man folgerichtig irgendwann eins bemerkt, nämlich: „I feel love!“
Carry On, Pretend We`re Not In The Room
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