Es zeugt schon von Lepopenschaft, wenn ein Electrolabel bereits nach drei EPs ein Vinyl-only-Album veröffentlicht. Die zweite und dritte Single auf Zyntax Motorcity kamen sogar in Plattenhüllen aus Stoff, sozusagen in Watte eingepackt. Soviel zur Label-Philosophie. <i>Urania’s Mirror</i> ist eine Doppel-12-Inch mit neun Tracks von den Finnen Michael Diekmann und Matti Turunen alias Morphology. Ersterer wurde durch seine Releases als CRC auf Curle bekannt. Die Stücke sind Electro im ursprünglichen Sinne: Zappelnde Arpeggios und sphärische Streicher treffen auf Roland-Hihats und Snares. Zusammen entwickeln sie einen deepen, futuristischen Funk. Damit ist aber eine Zukunft gemeint, wie man sie sich vor zwanzig Jahren vorgestellt hat – das Cover-Foto spricht hier Bände. Beim Hören werden Erinnerungen an manche Underground-Resistance-Platte wach, nur dass Sound und Groove hier weniger schroff sind als in der Resistance-Rumpelkammer. Dazwischen gibt es Stücke, bei denen weniger der Rhythmus als vielmehr die epischen Synths im Vordergrund stehen und bei denen die Stille zwischen den Klängen wesentlicher Bestandteil der Musik ist.