Lo-Fi-Authentizität, Garagenakustik und in den höher gelegenen Gesangsparts immer einen Halbton daneben: Die unvergänglichen Kredibilitätskriterien für die Endorphinproduktion Gitarre spielender Vollbartträger hatten es in elektronischen Gefilden seit jeher ungleich schwerer. Vereinzelt, jedoch mit zunehmender Dichte, machen sich im Gewusel unzähliger Releases nun auch Freak-völkische Tendenzen zwischen computergetakteten Rhythmusstrukturen, nervös bleependen Synthesizern und natürlich jeder Menge fingerschnippender Feldaufnahmen bemerkbar. Omo wäre so ein Fall. Urbane Hippiemusik, in der – die Akustikgitarre stets im Anschlag – schon mal ein lustiges Melodiechen über die 4/4 gepfiffen wird. Ziemlich eingängig, aber die Blumenkinder von heute sind einfach zu abgebrüht, um sich dabei nicht über sich selbst lustig zu machen. Gut, Berit Immig, die eine Hälfte von Omo, war ja bereits tragende Säule der dadaistischen Pophoffnung The Chap, die sich gern selbst unterwanderten. Davpop Muth kommt von Karamasov, der lepoper viel zu unbekannten Indietronic-Muschel, aus der The Chap letztlich perlengleich hervorging. Alles Freunde also. Und so verwundert es nicht, dass bei Omo, trotz der deutlich minimalistischeren und elektronischeren Spielart, die ironische Brechung in keiner Sekunde ausbleibt: „Hello/My name is Elmo/I do this live-show/to sell my promo.“ Wenn die mechanische Stimme die fatalistische Formel der Musikindustrie der Gegenwart unendlich im Refrain wiederholt wird, wenn sich über dünne Beats vom Chanson zum Sprechgesang geneigt wird, um sich wenig später zur Sirene (wie gesagt, einen Halbton daneben) zu erheben – dann sehen wir in diesen Augenblicken große Momente von Pop im kleinen Lied aufscheinen. In Lo-Fi fürs Herz.