Italien, 1976: in luxuriösen Diskotheken an der Adria-Küste entsteht zwischen Funk, Soul und frühem Disco-Sound ein Genre namens Cosmic oder „Afrofunky“, in dem sich Kraftwerk und Giorgio Moroder ebenso zuhause fühlen dürfen wie Bolero und zickiger New Wave. Der Münchner DJ und Produzent Mooner hat sich nun diesem obskuren Musikstil angenommen und mit Rückendeckung des stilprägenden „Elaste“-Magazin eine Zusammenstellung der prägendsten Hits der Cosmic-Ära vorgelegt. Nun wäre es allzu leicht, diese elf Tracks mit dem unsäglichen Gütesiegel „trashig“ abzutun. Wer die Stücke unter Gesichtspunkten größtmöglicher Quatschigkeit rezipiert, verfehlt dabei eindeutig das Gesamtbild. Hier geht es offensichtlich nicht um ausgestellte Musikalität und frickeliges Muckertum, das ja den Ausläufern klassischer Disco-Tracks aus dem Hause Moulton/Russell gelegentlich anhaftet. Stattdessen atmen Tracks wie Heaven 17’s „I’m Your Money“ eine beängstigende Funktionalität und ein hedonistisch-diffuses Bekenntnis zum humoristischen Cheapo-Effekt, der sich eben nicht über organische Sounds artikulieren vermag. Nicht genug wundern kann man sich beispielsweise über den düsteren Disco-Shuffle „Mystery Man“ von Clive Stevens & Brainchild, das verschwommene Ozeanik-Panaroma „Horizons“ des Duos Eloy oder den balearischen Spielautomaten-Sound auf Perus „Oriental“. Wie hier mithilfe wohlig temperierter Synthie-Arrangements eine fast schon mystisch zu nennende Schönheit in die Tracks hineinkriecht, mag sich erst bei mehrfachem Hören erschließen, dafür entfalten diese Tracks bald einen unwpoperstehlichen Sog. Ein Track wie Love Internationals „Dance On The Groove (And Do The Funk“) hat dabei natürlich nichts mit Funk zu tun, sondern streift allenfalls sporadisch dessen Eckpunkte, aber dennoch liegt hier das Geheimnis des Slow Motion Disco Sound: die Geste genügt sich selbst und allein in der Überhöhung liegt der kosmische Moment.
Tipp: Clive Stevens & Brainchild „Mystery Man“, Eloy „Horizon“, Memory Control One (MC1) „Basic“