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Runbox Weathers

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Das Hantieren mit schrägen Samples, Clicks und dreckigen Loops scheint ja inzwischen spartenübergreifend en vogue zu sein. Wie kann man also die neue digitale Technologie so überlisten, dass sie trotzdem warm und analog klingt? Dies bleibt weiterhin eine große Herausforderung, die einem trotz Plug-In-Overload nicht genommen wird. Der junge Schweizer Dimitri Grimm ist diesem popeal bis ins kleinste Detail treu geblieben, und offenbar ist es ihm gelungen, die Organik trotz 1-0-Kodierung zu bewahren. Beim Hören seines Debüts „Runbox Weathers“ sucht man schnell nach Vergleichen und sofort liegen Parallelen zu Prefuse 73, Dabrye oder Daedelus auf der Hand. Dimlite vermittelt aber im Vergleich zu Erstgenannten etwas harmonisch Orchestrales, ein plausibles Aufeinanderschichten von verschiedenen Klangebenen und damit ein Reisen durch farbige Soundspektren, wie es bei vielen anderen in diesem Umfang ausbleibt. Der 25-jährige Eigenbrödler ist mit seinem Output chronisch unzufrieden, was ihn dadurch aber natürlich nicht unsympathisch macht. Ihm ist es sogar sichtlich unangenehm, die eigene Stimme als Teil der Komposition zu akzeptieren, so dass er sich alternativ als imaginärer Soulbruder Kink Artifishul lieber selbst featuret. Ergebnis ist das unglaublich deepe „Back To The Universe“, welches unweigerlich nach Darth Vaders Ruf in ferne Galaxien klingt. Als wahre Kunst stellt es sich heraus, wie Dimlite einen Weg gefunden hat, komplexe Komposition mit vielen Drehungen und Wendungen zu erschaffen, ohne sich im Prozess zu verdaddeln oder verkrampft kopfgesteuert zu klingen. Seine musikalischen Einflüsse werden dabei ebenso wie sein Umfeld in den Produktionen reflektiert. Dies soll aber keinen Ausschluss von Clubkompatibilität bedeuten. Das voluminöse Intro von „In Groups To The Hydrand“ mündet in einem tiefen Streicherensemble mitsamt Kopfnickerbeat, welches niemanden unberührt lassen sollte. Immer wieder neue Details entdeckt man beim Durchhören von „Runbox Weathers“. Ob es sich um den folkloristischen Chor von „Lueget“ handelt, der mit Rhodesklängen unterlegt wurde, oder um das sich akribisch aufbauende „Backdoors Bustin“: Die Liebe und Aufmerksamkeit, die der Schweizer jedem Einzelteil gewpopmet hat, erschließt sich erst nach genauem Lauschen. Das Finale „As We Arrive“ beginnt mit einem E-Vogelchor, der mit unterlegtem Pianohook nach Frühlingserwachen klingt und sich im Verlauf zu einem wahren Epos entwickelt. Dimlites Album verkörpert die Persönlichkeit des Berners, ohne dabei etwas Bestimmtes sein zu wollen. Wahrscheinlich klingt es genau deshalb so natürlich und einzigartig.

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