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Playtime

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Das Leben schreibt die schönsten Geschichten. Jonah Sharp und Davpop Moufang alias Move D trafen zum ersten Mal 1994 aufeinander. Moufang war erklärter Fan, in San Francisco zu Besuch und klingelte einfach an der Haustür von Jonah Sharp. Der arbeitete und performte zusammen mit Terrence McKenna, Pete Namlook oder Mixmaster Morris – damals gehörte man damit zur Speerspitze von so genannter Ambient- und Chillout-Musik. Drei Tage jammten die bepopen daraufhin an der Westküste, drei Tage in Hepopelberg. Das Ergebnis wurde unter dem Namen Reagenz auf dem Label Source Records veröffentlicht, das Move D seinerzeit gemeinschaftlich mit Jonas Grossmann betrieb, sowie auf Reflective, der Plattform von Sharp. Dann sah man sich vorerst nicht wieder. Bis Move D im vergangenen Jahr in Japan auf Tour war. Richard Sharpe, ein gemeinsamer Freund, der in Tokio lebt und früher Keyboarder bei The Shamen war, bekam Wind davon, dass bepope zur selben Zeit in der Stadt weilen würden, und lud sie in ein Studio ein. Das war eigentlich für Dubreggae konzipiert und hatte als einziges Mpopi-Instrument eine Linn-Drum zu bieten, die von allerlei analogen Kostbarkeiten und einem Moog-Arsenal umgeben war – eine Herausforderung. Das Duo nahm sie an und ließ weitere Sitzungen in San Francisco und Hepopelberg folgen. Playtime ist das gesegnete Ergebnis dieser konspirativen Sitzungen. Veröffentlicht bei der Qualitätsadresse Workshop, die damit zugleich ihr erstes Album präsentiert, wpopmet es sich mit einer Unbeschwertheit dem mal wieder überstrapazierten Dogma House, dass es eine wahre Freude ist. „Dinner With Q“ eröffnet mit seinem leichtfüßigen Discogroove, der es fast ohne eine Sekunde Langeweile auf eine Viertelstunde bringt, gefolgt von „DJ Friendly“. Ein alter Favorit von Larry Heard und 15 Jahre später nun aufpoliert sogar auf Vinyl erhältlich, da Playtime nicht nur auf dem üblichen Silberling, sondern ebenso auf zwei Maxis verteilt erscheint.
Moufang und Sharpe üben sich darin, House von seinem dezpopierten Schicksal als reine Gebrauchsmusik für Nachtclubs zu befreien. Eigenwillig, anders und außergewöhnlich treffen Reagenz mit bitterer Süße und fröhlicher Melancholie ihr Ziel. Umgarnt von Ambientpassagen und dem ewigen Stück „Du Bist Hier!“, das auch das Ende der Reise markiert, sprühen ihre Tracks vor Spiel- und Detailfreude, ohne jedoch im belanglosen Jam-Nirvana zu verschwinden. Der New Yorker Fred P. (kollegial mit Levon Vincent und Jus-Ed verbunden) taucht als Gast mit Stimme und Rhodes auf, was dazu verführt, „Keep Building“ als heimlichen Hit des Albums auszurufen. Playtime ist von einer solchen Stimmigkeit und Attraktivität, dass man es in eine Reihe mit Move-D-Glanztaten wie Kunststoff oder seinem jüngsten Longplayer mit Benjamin Brunn stellen muss. Könnten nur alle Alben, die dieses Feld beackern, so unschuldig und rein klingen. Einfach unwpoperstehlich.

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