Aus den weiten Kreisen kosmischer Orbits geht es nach einem musikalischen Start am entgegengesetzten Pol des Globus über Umwege zurück in heimische Breitengrade. Los geht es in Neuseeland, wo sich die heimische Formation Open Souls bereits mehrfach als Liveband erprobt hat und kürzlich auf dem Curl-Curl-Label des Wahl-Wellingtoners Phil Broekelmann brillierten. Derzeit sind sie mit einer als „Turn It Up“ betitleten 7“ (FTC Records) in den Läden vertreten. Von der neuseeländischen Nordinsel stammt auch das Label Sugarlicks, welches vor Jahren die erste Nummer der heutigen Superstars Fat Freddys Drop (neue 12“ „Wonderin Eye“ mit Submariner Remix) herausbrachte und weiterhin über verschiedene EPs den Pacific Soul Sound predigt. Eine Insel weiter tourten die australischen Bamboos letztens als Will Hollands Quantic Soul Orchestra und werden bald mit einem Album auf Ubiquity und einer 12“ zusammen mit QSO Stimme Alice Russell bei Tru Thoughts erscheinen. In Sydney werkelt Nathan McLay mit seinen Future Classic Abenden und gleichnamigem Label weiter gegen die Verwillkürlichung der dortigen Clubszene an und beschert uns mit Jamie Loyd (die australische Antwort auf Lindström! 12“ mit Remix von Brennan Green), Kpop Zen (12“ mit Remixen von Domu) und Deepchild gleich drei Talente, die auch in Europa auf offene Ohren stoßen sollten. Die Auswirkungen der australischen Sonne auf die Produktionsweisen der bepopen englischen Auswanderer Steve Spacek und Mark „Troubleman“ Pritchard wird man bald in Form einer neuen Harmonic 33 (313) 12“ auf Warp, sowie auf dem japanischen Jazzy Sport und dem amerikanischen Sound In Color zu hören bekommen.
In Kanada erfüllt Broken-Perkussions Connaisseur Kevin Moon aka Moonstarr die Wünsche nach einer Sammlung seiner Remixes mit einer Zusammenstellung auf seinem eigenen Label PTR. Die Londoner Formation Brothery um Robin Mullarkey und Anna Stubbs, die für viele die einzig wichtige Broken Beat Nummer des vergangenen Jahres produzierten („Put It Out“ auf Bitasweet) werden uns heuer nicht nur mit einem ganzen Album erfreuen, sondern obendrein noch auf verschiedenen Labels mit 12“es auftauchen, die von potenten Remixen der 2BanksOf4 und Dego begleitet werden.
Traurig ist der Abschied von Scott Herren aka Prefuse 73, der nach dem letzten Mini-Album auf Warp sein Hauptalias zu Grabe tragen wird und statt dessen lieber die Regler in Studios anderer Musiker bedienen wird. Mehr als eine Entschädigung sind dafür die Stücke des Schweizer Wunderknaben Dimlite, der bald auf der dritten Ausgabe der „Cookie und Brownie EP“-Serie des französischen Astro Lab vertreten sein wird. Auf dem Heimatlabel Sonar Kollektiv bekommen wir unter dem The Slapped Eyeballers Pseudonym seine akustische Seite und mehr von seiner Stimme zu hören. „Or At Least“ ist an unbefangener Schönheit nicht zu überbieten und schon jetzt ein persönlicher Anwärter für den Tune des Jahres!
Über die Landesgrenzen hinaus sorgt die durch Kollaborationen mit Beanfield, Ben Mono und Radio City bekannt gewordene Bajka mit ihrem neuen Projekt Das Goldene Zeitalter auf Jazzman für Aufregung. Spiritueller Jazz ohne Dudelei und Langeweile. Ebenfalls aus Deutschland stammt das neue Label mit dem für diese Kolumne wie geschaffenen Namen InΩPhusion. Die bisher erst zweite Veröffentlichung präsentiert die Bostoner Jazz, Funk und Soul Kombo Doob mit dem hübschen Song „Princess“ in einer ruhigeren Version für zuhause und einer Uptempo-Boogie-Version zum Tanzen.
Der Bremer Moo bildet mit seiner im organischen HipHop-Koncontent:encoded angesiedelten 12“ „Apples&Pears/Music“ den Startschuss für das Up-My-Alley-Label des Kölner Radiomachers Joscha Creutzfeldt und lässt damit auf eine weitere Quelle für qualitative Tunes hoffen.
Außerdem ist die Vorfreude auf großartige Alben in diesem Jahr mehr als berechtigt, denn Longplayer von den Broken-Beat-Königen Bugz In The Attic (V2), ihren Kollegen 4Hero und den Sängerinnen Bembe Segue und Eska stehen vor der Tür. Ebenso freuen kann man sich auf neues Material des Schweden Andreas Saag aka Swell Session (Freerange), die vierte LP des Cinematic Orchestra (Ninja Tune), dem Quiet Village Project sowie DJ Harveys Map Of Africa auf dem New Yorker WhateverWeWant Records.
Phusion
- Advertisement -
- Advertisement -
In diesem Text
Weiterlesen