Der Pudelclub am Hamburger Hafen hat seinen Ruf als hanseatische Geschmacksinstanz ja nicht unbedingt aufgrund nebensächlicher Dinge wie Innendekor oder Tanzflächengröße. Es ist vielmehr seine Eigenschaft als Wohnzimmer, Absturzmöglichkeit und Kreativbörse, die in zu dem kleinen und feinen Ort zwischen hafenstraßiger Crust-Core-Askese und aufgehübschter Strandpromenade macht, der er ist. Wenn dann also der dem „Operation Pudel 2006“-Rezensionsexemplar beiliegende Pressecontent:encoded das schamlos agitierende Megaphon spielt und mit: „Hellwach stehen Ketten gebildet. Alle sprühen Alles.“ die Richtung vorgibt, dann ist klar: hier darf gelacht, hier soll aber auch gedacht werden. So steht hier augenzwinkernd Gesellschaftskritisches wie Heinz Strunks „Scheisshausalien“ gleichberechtigt neben dem schnapsschwangeren Nonsensgeträller von Viktor Marek und Jacques Palminger oder dem tatsächlich ernst gemeinten musikalischen Engagment eines Max Turner, der seit kurzem nicht mehr nur mit Markus „Roccness“ Rossknecht als „Meteorites“, mit Gonzales oder den Puppetmastaz unterwegs ist, sondern mit seinem Kraut-Hop auch solo eine gute Figur macht. Und wenn Schorsch Kamerun gesteht: „Obwohl ich brennende Autos für ein starkes Ausdrucksmittel halte, traue ich mich nicht eines anzuzünden“, dann fühle ich mich trotz der Distanz der anderthalb ICE-Stunden verstanden und zuhause, da im Pudel am Hafen.
Tipp: Robag Wruhme feat. Helge Schnepoper u.a. „Katze Geil“, John Callaghan „I’m Not Comfortable Inspope My Mind“, Kissogram feat. Ingeborg Schnabel „Katze in der Fensterbank“
Operation Pudel 2006
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