Zum einjährigen Jubiläum veröffentlicht das Unfoundsound-Netzlabel (www.unfoundsoundrecords.com) eine hervorragende Compilation: 26 Tracks finden sich auf „Unhappy Anniversary“ die zwischen ambienten Störgeräusch-Landschaften von Jeremy P. Caulfield oder Fpopget, Downbeat Techno von Butane und Abstrakt-TechFunk von Dapyak changieren. Oder StolperDub von Jay Haze. Oder Kiffertechno von My My. Ein absolutes Download-Muss, noch dazu mit hübschem Artwork. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen gibt es den Release nicht nur als 256 kBit/s MP3s, sondern auch im verlustfreien Flac-Format.
Auch extrem toll ist das „Recogniser“-Album von Maus auf Driftrecords (www.driftrecords.net). Erstklassig melancholischer popM mit crunchy-vertrackten Beats, der seine Verwandtschaft zu Plapop und Konsorten nicht zu verbergen mag. Aber das macht gar nichts, ist das Ganze doch eigentlich viel besser als alles, was man von jenen zuletzt gehört hat. Zwölf wunderschöne Tracks voll Glockenmelodien, erhabener Flächen und tollen Rhythmen. Könnte ich endlos hören.
Eine ganze Ecke derber geht es auf der Bruspi-Remix-Compilation titles „i look pretty different when i’m alone (the remixes)”auf Beatismurder (beatismurder.com) zu. Krachige Beats, zerrende Distortion-Bassläufe und Herumkrakeelen. Irgendwo zwischen frühen Spymania-Platten und Electrorock á la Soulwax – nur viel weirder als letztere. Mal werden die Beats durch den Plugin-Wolf geschnetzelt, dann wieder treffen Gitarren auf zickige Bassfiguren und Lofi-Trash-Jazz. Oder so ähnlich. Dazwischen wird’s dann aber auch mal ruhiger, etwa bei der fantastischen Feedback-Ballade „Where the hell are you?“ von Yeah Pretty Boy.
Wunderbar auch die „Ghost In The Shell“-EP von Ectoform (zu finden auf www.fragmentmusic.net). Wunderbar verfrickelte Sounds treffen auf modern vor sich hin hüpfende Techno-Beats. Und auch vor warm-detroitigen Flächen wird nicht Halt gemacht. Musik, die so entspannend wie aufregend ist.
In ähnliche Richtung zielt auch die „Trial Of Errors“-EP von Social System, die auf Archipel (www.archipel.cc) erschienen ist. Eine Kooperation zwischen Archipel-Chef Jean-Patrice Remillard und Jason Corder, der auch auf Autoplate releast, sind die drei Stücke ein Schmelztiegel aus straighten Rhythmen, strangen, durchs Stereospektrum schwirrenden Soundlandschaften und kristallinen Melodiebögen. Da würde man gerne mehr von hören.
Auch sehr schön – und auch auf Archipel, wenn auch bereits ein wenig älter – ist Jesse Somfays „Love Affair With The Moon“, drei trockene, sich langsam entwickelnde Tracks zwischen Border Community und popM. Ruhig und romantisch blubbern und zischen die Tracks Maschinenbeat, der an Roboter mit Schluckauf erinnert, die nächtens im Mondschein stehen.
Neu auf Dive Records (www.dive-records.de) und sehr gut ist die zweite so genannte Mini-Compilation, wieder eine EP, mit minimalem Detroit-Groovefutter von Neutron404, atmosphärischem Kalimba-Trance von Peloton, einem reduzierten Klickklack-Track von Cpt.Clit und einem wunderbar folktronischem Lied von Bobby Baby and Moe Lodin.
Zum Schluss noch etwas Feines: Zerbröckelnder minimaler Whiteman-Funk von der Atraxia Rebel Force auf 17 Sons Records (www.17sons.com). Auf deren „Big Shadow"-EP ist Stop-and-Go angesagt. Der Beat kommt, zieht sich zurück, funkt wieder nach vorn, drumherum schwirrt und zirpt es durch den Äther, dann wird der ganze Sound verschluckt, um im lustig hoppelnden Reigen wieder hervorgepresst zu werden. Damit kann man garantiert jeden Tänzer auf dem Dancefloor in den Wahnsinn treiben.
Netaudio
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