An Favela oder Baile Funk schepopen sich heute genauso die Geister wie noch in den Achtzigern an Miami Bass. Für den einen sind roher Mixdown, puristische Instrumentierung, übersteuerte Kickdrum, zischende Hihats und aggressive Vocals einfach nur unausgereift und lächerlich, für den anderen so frisch wie noch nie. Immer für eine Überraschung gut, wechseln die Songs auf Let Your X’s Be Y’s zwischen Dancefloor-orientiertem Electrofunk und schwebenden Loungesounds. Man kann Tetine keinesfalls mangelnde Kreativität vorwerfen: Sie verbinden Punk-Attitüde mit billigen New-Wave-Sounds und kickenden Electro-Basslines und entwerfen damit ein Album, das deutlich über den ursprünglichen Horizont von Baile Funk hinausweist. Insofern: so frisch wie noch nie. Aber insgesamt wirkt der begrenzte Klangraum auch sehr ermüdend. Nicht nur dem Gesang fehlt hier deutlich musikalische Reife. Das könnte einerseits auf Tetines enormen Output von jährlich etwa einem Album zurückzuführen sein. Oder andererseits auch auf ihren Hintergrund als Live-Act bei Kunstveranstaltungen. Für mich daher: eher unausgereift.