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Let Us Never Speak Of It Again

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Dass Out Hud mit diesem Album, ihrem zweiten, die !!! der Saison werden könnten, ist mehr als naheliegend, denn drei der fünf Out Huds spielen auch in eben jener Formation. Im Vergleich zu !!! sind Out Hud zwar oft noch etwas grooviger, dafür sind die Arrangements zurückgenommener als die rockige Breite in den Tracks der drei Ausrufezeichen. Wenn es 1985 und wir die SPEX wären, würde hier stehen: Out Hud verhalten sich zu !!! wie Tom Tom Club zu den Talking Heads. In heutigen Referenzen schließen Out Hud vielleicht die Lücke zwischen MU, LCD Soundsystem und den Glimmer Twins.
Tatsächlich sind sie poppiger als Fulton/Kanamori, tribaler als Murphy und organischer als Becha/Fouquaert. Obwohl immer wieder Versatzstücke der 80er auftauchen, klingen Out Hud nie wavig: Der Faden, den sie von New Wave im Allgemeinen und No NY im Besonderen aufnehmen, ist nicht derjenige, der zu Gothic Wave führte, sondern eher der dancige, funkige Ansatz, den Bands wie Liqupop Liqupop oder in England A Certain Ratio, Gang Of Four oder Pigbag eröffnet hatten. Out Hud lassen einen überlegen, ob aus The Slits in einer Produktion von Larry Levan und den Neptunes das hätte werden können, was Bananarama dann geworden sind.
Trotzdem ist „Let Us Never Speak Of It Again“ kein Punk Funk-Album: Ob man das jetzt Mutant Disco oder Freak Shit nennen soll, wird sich erst im Sprachgebrauch zeigen, auf jeden Fall hat der Aspekt des Jammens hier einen wesentlich größeren Raum. Der Band eilt der Ruf einer mitreißenden Live-Performance voraus, das Album wurde über einen Zeitraum von 18 Monaten in zwei Phasen produziert, die zwar zeitlich nach-, aber strukturell nebeneinander angeordnet waren: Zuerst wurden die Stücke, die trotz der vielen Vocals mehr Track- als Songstruktur aufweisen, in einem Studio in Washington DC eingespielt, dann von der Band in ihrem Haus in NY wieder zerlegt und rekombiniert: „Mixing ist ein wichtiger Part bei unserer Musik. Unsere Arbeitsweise frisst eine Menge Zeit, wir sind Perfektionisten“. So langfristig Out Hud ihre Perspektiven angelegt haben, so rasant ist die Entwicklung innerhalb der Band: War ihr Debüt noch ein Downtempo-Album, dokumentiert „Let Us Never Speak Of It Again“ die nächste Etappe: Diese Nummern verwandeln instant jeden Saal in einen Dancefloor. Hier kommen Rock und Elektronik noch mal ganz anders als in Electroclash, aber immer noch meist auf dem Dancefloor zusammen. So aufregend war Bandsound in Disco seit Arthur Russel nicht mehr: Ein Trip, der untrancig, aber sehr wohl hypnotisch kommt. Sternstundenalbum einer einmaligen Konstellation aus Spielfreude, Attitude und Knowledge, die sich schon bei Erscheinen wieder verschoben hat: Freaky Urbanspacefunk.

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