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La Vie Electronique 1 & 2

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Ende der Sechziger setzte sich in Berlin ein junger Mann mit langen Haaren und Allerweltsnamen im Schnepopersitz vor seine Miniorgel. Seine Altersgenossen spielten in ihren Bands gerade am liebsten Beat, Psychedelic- oder Bluesrock, er aber wollte lieber etwas Neues schaffen. So fing Klaus Schulze an zu spielen, mit Terry Riley und Steve Reich im Kopf, auf seiner Orgel, seiner Akustikgitarre, einem Echomixer und diversen Gegenständen, die er als Schlagzeug nutzte. Mit der Musik, die dabei entstand, wirkte Schulze in den folgenden Jahren – im Alleingang und als Mitglied von Tangerine Dream, Ash Ra Tempel oder The Cosmic Jokers – maßgeblich am Entstehen der so genannten „Kosmischen Musik“ mit, Krautrock mit viel Synthesizer. Und er legte viele Fundamente für die heutige elektronische Musik: Schulze spielte instrumentalen Ambient ein, der manchmal über eine Stunde immer neue Räume und Landschaften entfaltete, er unterlegte seine Musik mit einem warmen maschinellen Puls, und er nahm vieles davon auch noch als Schlafzimmerproduzent selber auf.
Einige dieser Home Recordings, die es nicht auf Schulzes zahlreiche Alben aus den Siebzigern geschafft haben oder bislang sogar unveröffentlicht waren, hat sein Manager in den vergangenen Jahren in mehreren Editionen wiederveröffentlicht, darunter eine streng limitierte 50er-CD-Box. Die Reihe La Vie Electronique wird das Ganze nun noch mal chronologisch aufrollen und startet hier mit zwei Dreier-CDs mit Aufnahmen von 1970 bis 1972, beziehungsweise von 1972 bis 1975. Wie von einem Guru wird also jede Äußerung des Meisters dokumentiert und wertgeschätzt. Und etwas Guru-ähnlich erscheint Schulze aus heutiger Perspektive tatsächlich. Denn seine fein zieselierten Ambientjams klangen damals zwar sicher futuristisch, wirken inzwischen aber in ihrer ozeanischen Selbstversunkenheit auch angenehm hippiesk. Mit dieser abstrakt blubbernden und schwebenden Musik muss Schulze in den Augen seiner Led Zeppelin oder Doors verehrenden Zeitgenossen ein ziemlicher Freak gewesen sein. Aber so ist das eben als Visionär.

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