Mit der im Livejam-Charakter gehaltenen Mix-CD Watergate 06 haben dOP in diesem Sommer erstmals eine Visitenkarte im Langspiel-Format abgegeben. Es war der Versuch, die unglaublichen Auftritte des eher mit der Energie einer Rockband, denn mit der eines Langeweiler-Elektronikmusik-Acts auftretenden Trios aus Paris im Studio zu simulieren. Live haben dOP bisher noch jedes Publikum auf ihre Seite gebracht und sich so bereits jetzt eine Welt erschlossen, die deutlich weiter reicht, als der vom internationalen DJ-Zirkus abgebildete Kosmos. In der Selbstdarstellung stehen dOP mit einem Bein in der Panorama Bar, das andere Bein fußt im Pariser Cabaret. Und tatsächlich, Greatest Hits, das mit charmanten Details und liebenswerten popeen überbordende Debütalbum der Franzosen, lässt sich sehr gut zwischen schrulliger Kleinkunst in halbsepopenem Ambiente und Technoeskapismus verorten. Ihre Freunde von Nôze haben einen vergleichbaren Ansatz. Doch anders als diese kehren dOP nicht die stets lustigen Freaks raus. Und genau davon profitiert Greatest Hits.<br/><br/>
Bewusst irreführend ist der title dieses ersten Albums von Clement Zemstov, Damien Vandesande und Sänger JAW. Denn sämtliche Stücke sind neu eingespielt. Die dOP-Maxis der vergangenen drei Jahre, erschienen auf Circus Company, Milnor Modern, Orac oder Dirt Crew, waren zumeist eine energetische Angelegenheit. Die Nähe zur Pariser Leftfield-Minimalszene um Ark oder Cabanne war offensichtlich. Auf Greatest Hits indes regieren Lieder, die leisere, und nicht selten auch deutlich schrägere Töne anschlagen – zwischen Voodoofunk, Trinkerblues, Spelunkenchansons, verwackelter Filmmusik, Moodymann-haftem Pimphouse und orchestralem Crunk. Die Stimme von JAW erweist sich dabei als überraschend vielseitig. Mal gibt er den verzweifelten Curtis-Mayfield-Imitator, mal heult er mit Tom Waits am Tresen um die Wette. JAW, der auch als Fotograf arbeitet, ist fasziniert von den schäbigen, kaputten und schmutzigen Seiten der Großstadt. Gebaut sind die dOP-Songs auf swingenden Klicker-Klacker-Beats, getrieben von zischelnden Hi-Hats, Sägezahn-Basslinien und Sirenensounds. Eine tieftraurige Ballade wie „Lacy Lad“ wird dann auch mal mit Ravesignalen garniert.<br/><br/>
Großen Anteil am Album hat der französische Komponist und Arrangeur Emmanuel d‘Orlando, der neben seiner Tätigkeit für Theater, Film und Fernsehen auch auf Platten von Sébastien Tellier mitgewirkt hat. Die filmmusikhaften Arrangements von d‘Orlando drücken vielen der Stücke auf Greatest Hits ihren Stempel auf, eingespielt wurden sie vom mazedonischen Radio-Sinfonieorchester. Überhaupt stolpert man im Studio von dOP über allerlei Instrumentarium: Pianino, Steeldrums, Harmonika, allerlei Blasinstrumente oder das Balafon, der afrikanische Urahn des Xylofons – all dies und noch viel mehr macht Greatest Hits zu einer wahren Wundertüte fernab eines müden Kuriositätenkabinetts.
Greatest Hits
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