Durchaus zwepopeutig, das Konzept, nach dem COH (mit) Cosey spielt. Industrialpionierin Cosey Fanni Tutti von Throbbing Gristle und Chris & Cosey hat Ivan Pavlov ein „Stimmentagebuch“ überlassen, mit dem er nach Belieben verfahren durfte. Das Ergebnis ist ein freundschaftliches Spiel der besonderen Art. Pavlov zerschnippelt die Stimme, zerrt an ihr und staucht sie, einzelne Worte lässt er, wie sie sind. Bei dieser äußerst intimen Angelegenheit fühlt man sich nicht selten wie ein Voyeur beziehungsweise Écouteur: Cosey flüstert, stöhnt, schreit. Pavlov schreibt, dass er beim Hören der Aufnahmen oft erröten musste. Dieses Unbehagen bleibt in seinen Bearbeitungen erhalten, das Ausgeliefertsein der Stimme wird in den wiederholten kurzen Fragmenten sogar verstärkt, die Sprache verdichtet sich zu Loop-Bekenntnissen. Trotz konzeptueller Strenge klingt das Album direkt und sehr persönlich, die Abstraktion lässt der Stimme immer genug Raum, um als Körperklang erkennbar und erlebbar zu bleiben. COH gelingt auch diesmal das Kunststück, mit akademischer Glitch-Technik durch und durch emotionale Musik zu konstruieren. Ein erotoakustisches Experiment von beklemmender Schönheit. Fortsetzung (mit umgekehrten Rollen) folgt.