Die Cocoon-Compilation hat sich in den vergangenen zehn Jahren ja zu einer Art <i>All Star Game</i> des Technozirkus entwickelt und erstaunt – trotz des vergleichsweise breitenwirksamen Anspruchs – doch immer wieder durch ein ungemein sicheres Händchen bei der Auswahl. Mittlerweile im Alphabet beim Buchstaben „J“ angekommen, kann man sich dann durchaus mal auf experimentellere Pfade wagen. Moritz von Oswald etwa hatte ich in keiner Weise auf der Karte, hier vertreten mit dem exzellenten Eröffnungsstück „Cocoon Dark Dub“. Genauso wenig im Übrigen Pantha Du Prince, der mit „Bolder“ eine herrlich klirrende Ravebüste voll erhabenem Ausdruck aus dem Eisblock haut, die sich trotz der typisch feenhaften Eleganz ungewohnt druckvoll ausnimmt. Koze lehnt sich mit dem völlig versponnenen „Sbooty“ stilistisch an die Pampa-Releases an und beweist einmal mehr, dass innovative Clubmusik definitiv nicht ohne Blockflöten auskommt. Ricardo Villalobos darf in einer derart anregenden Runde natürlich nicht fehlen, obwohl er durch seinen fast schon militant anmutenden Reduktionismus wirklich Konzentration einfordert, sich am Ende aber gerade durch die Ausweitung der Kampfzone auf zwölf Minuten wieder den <i>Deepness</i>-Bonus in der Kategorie Minimalpsychedelik sichert. Der gloriose Abschluss gebührt schließlich Reboot, der sich mittlerweile auf Hymnen festgelegt zu haben scheint. „The Unspoken Word“ ist jedenfalls ein ganz und gar gelungenes Kleinod schräger Synthie-Entgleisungen, das über dem Ewigkeit versprechenden Beatpattern genug Zeit zur Entfaltung findet. Mächtiges Ding. Und eine ausgesprochen gelungene Compilation.
Cocoon Compilation J
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