Einsam dreht der Ambient seine Loops, und irgendwie hat die große weite Technowelt ihn weitestgehend vergessen, diesen Stil, der früher jedem, der an Peaktime-Herzrasen litt, einen Ruhepuls bescherte. Die globale Ambientszene ist trotzdem nie ausgestorben, und seit fast einer Dekade treibt sich der Dortmunder Marsen Jules in ihrer Mitte herum. Unbeirrt irrt er durch die Welt der langgezogenen Akkorde, nutzt Fragmente der modernen Klassik und produziert Tracks, der immer wieder neu klingen, obwohl sie einem vertraut vorkommen. Sein jüngstes Album heißt sicher nicht ganz ohne Grund Nostalgia, denn es markiert in seiner Klangfarbe und Atmosphäre eine Heimkehr zu einer Ambientvergangenheit, in der Wolfgang Voigt sein Gas verteilte. Besonders ergreifend ist Jules in den Momenten, in denen er Streichinstrumente dehnt, sie tragisch, aber nicht erdrückend übereinander schichtet und schwerelose Hoffnung verbreitet. Kein Wunder, dass Wolfgang Voigt für die letzten drei Pop Ambient-Sampler jeweils einen Track von Marsen Jules ausgewählt hat. Denn kein zweiter zeitgenössischer Produzent hat so filigran gewichtslose Arpeggio-Aggregatzustände in seinem Ambient wie dieser charmante Melancholiker aus dem Ruhrgebiet.
MARSEN JULES Nostalgia (Oktaf)
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