„Hanged, drawn and quartered“ ist die Bezeichnung einer Bestrafungspraxis, die noch im neuzeitlichen England gängig war. Der zum Tode Verurteilte wurde dabei auf einem Kreuz zum Schafott geschleift, erhängt, geköpft und gevierteilt. Aber ich bin nicht Michel Foucault, und hier geht es nicht um Überwachen Und Strafen, sondern um das Album von Scott Monteith alias Deadbeat auf seinem neuen Label BLKRTZ. War der Vorgänger Roots And Wires (Wagon Repair, 2008) noch als Dubtechno-Album mit Dancefloor-Appeal zu verstehen, scheint Drawn & Quartered mit seinen fünf zwölfminütigen Plateaus eher wie eine parawissenschaftliche Dub-ästhetische Klangarchäologie konzipiert zu sein. „First Quarter“ eröffnet mit 60 BPM und entfaltet grundlegende Dubfiguren, Reverb, Delay, Klangmodulationen. „Second Quarter“ beginnt wie ein Ambientstück, eine statische, monotone Basslinie schaltet sich ein, die es bei 2:41 Minuten in einem plötzlichen Rhythmuswechsel für einen Augenblick in einen mächtigen Technotrack verwandelt, dessen Impuls aber durch sparsam eingesetzte Streicher schon bald wieder transformiert und abgelenkt wird. Und zwar hinein ins „Third Quarter (The Vampire Of Mumbai)“, in reine Atmosphäre, kosmische Harmonie und einen vorläufigen Umschlag ins Übersinnliche, der von „Fourth Quarter (Cala’s House)“ etwas zu lang retardiert wird, bevor „Plateau Quarter (Hope In Numbers)“ himmlische Fanfaren sowie Engelstrompeten aus schmutzigen Straßen (Original-Tonaufnahmen) emporsteigen lässt und so abschließend das Konzept der Platte beschreibt: Dub durch die radikale Immanenz von Techno wieder zurück zum Reggae und seiner Erlösungsfolklore zu führen.
DEADBEAT Drawn & Quartered (BLKRTZ)
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