Sinner DC haben mich schon vor drei Jahren mit ihrem Debütalbum glücklich gemacht. Kleine technoide Popstücke mit entrücktem Gesang waren da drauf, aus deren Poren Musik gewordene Sehnsucht quoll. Crystalized geht nun einen Schritt weiter. Aus der feinen Melancholie wird die große Geste – eine Portion Pathos muss man schon verkraften können, um das zu mögen. Eine Affinität zum Orchestralen ist auch von Vorteil: Denn die elektronische, mitunter treibende Basis ihrer Stücke wird stets von orchestralen Arrangements komplettiert, und die sind dicke. Der Gesang ist auch noch da. Wer jetzt Referenzen braucht, stelle sich doch eine symphonische Version von Circlesquare vor. Nur mit weniger Songwriting, das ist bei Sinner DC eher, nun ja, minimalistisch. Doch darum geht es ihnen vermutlich auch nicht. Sinnner DC schichten lieber die Klangspuren, manchmal ist das dem Prinzip von Bands wie Mogwai gar nicht unähnlich. Dabei schafft aber die digitale Kühle elektronischer Klangwelten, woran ein akustisches Setup scheitern müsste: Was mit dem Instrumentarium der Rockmusik in gnadenlosem Kitsch enden würde, gerät hier zu einer stets atmosphärisch dichten, manchmal ergreifenden Musik.
SINNER DC Crystalized (Ai Records)
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