DAWS (HÖR Berlin)

DAWS bespielte am 6. August die wahrscheinlich berühmtesten weißen Fließen der Berliner Techno-Landschaft. Ein LED-Licht und ein Mischpult reichten aus. Mehr brauchte die aus London stammende DAWS nicht, um genug Energie zu versprühen, die es auch bis auf die andere Seite zu den klickenden HÖRer*innen schafft. 

Auf Instagram nennt sie sich daws.dj. In ihrer Bio steht ihr bürgerlicher Name: Natalie. Neben Fotos und Video-Schnipseln, auf denen sie Menschenmengen mit ihrer Musik zum Tanzen bringt und sich dabei stets mit wechselnder Haarfarbe zeigt, lässt sich wenig über sie erfahren. Nicht schlimm – ihre Sets sprechen ohnehin für sich und für sie.

DAWS eröffnet ihren Mix mit einem soften Start und leichten Beats. Danach folgen Funky-House-Tunes, die Gläser zum Klirren und Dopamin zum Sprudeln bringen. Als sie in der Hälfte des Sets ihren grünen Hoodie auszieht, nimmt der Mix an Fahrt auf. Die blumigen Beats, die wie milde Sommerbrisen klingen, erleben einen dynamischen Auftakt. Aus leichtem Mitschwingen wird taktvolles Tanzen. Als Closer entscheidet sie sich für eine zeitlose Blüte: „Can’t Get You Out Of My Head” von Kylie Minogue. DAWS mischt die richtige Menge an Energie und Tanzbarkeit zusammen – herauskommt dieser wunderbare Warmes-Wetter-Sonnenschein-Mix, der sich überall hören lässt, wo’s schön ist. Wencke Riede

DJLOSER – Podcast 44 (BunkerBauer)

Während Trance für die meisten ein Scherz ist und als Gag auf ostdeutschen Festivals nicht fehlen darf, zeigt DJLOSER aus Thessaloniki, dass alles auch entspannter, musikalischer und ohne Augenzwinkern und Student:innengekicher gehen kann.
Für das Kopenhagener Kollektiv und Label BunkerBauer ging der DJ, Produzent und Labelmacher (Magdalena’s Apathy) durch seine Archive und präsentiert im einstündigen Podcast eine exklusive Ansammlung von, Zitat: „hellenistischem Trance”.

Der Mix ist als Tribut gedacht, an griechische Trance-Musik, -Musiker:innen und Labels seit den frühen Neunzigern – dazwischen angereichert mit eigener unveröffentlichter Musik von DJLOSER selbst. Der einstündige Podcast folgt verschiedenen Spielarten von Trance und ihren Einflüssen entlang von progressivem House über Hard Trance bis hin zu Goa. Die meisten Musiker:innen sind unbekannt, auch eine Tracklist liefert er nicht mit. Kühle, gesichtslose Tanzmusik für unironischen Mondschein über dem Mittelmeer oder Sachsen. Simon Popp

Hello Sasy – MITMIXEN 024 (MITMISCHEN CREW)

Street-Art-Werke, Foto-Collagen, Brand-Illustrationen für Lacoste oder eigene Fashion-Designs gehören ebenso zu Hello Sasys Œuvre wie DJ-Sets. Uneingeschränkte Kreativität und Schöpferkraft definieren die junge Künstlerin aus Berlin mit dem feuerroten Bob.

Ihr dynamisches Temperament spiegelt sich auch in ihrem brandneuen Mix wider, den sie vor einigen Tagen für die Mitmischen-Crew aufgenommen hat. Ohne langes Zögern gibt sie bereits ab dem ersten Takt den energischen Charakter der folgenden 50 Minuten preis. Nicht weniger vehement beendet sie auch das Set und modelliert einen abrupten Fade-out von Toni Maronis „Always Workin” als Outro.

Hello Sasys Klangkosmos reicht von Ghetto Tech über Breakbeat bis hin zu Techno und Trance. Ursprünglich aus Barcelona stammend, bleibt sie ihren Wurzeln auch in ihren Sets treu und spielt gerne mit Guaracha- oder Cumbia-Einflüssen. Beim Auflegen schlägt sie eine Brücke zwischen ihren beiden Heimatorten, denn auch Tracks mit deutschen Vocals wie Lenny Fucks „Mein Kopf ist leer” oder „Gib mir” von Keterhoe integriert sie häufig in ihre Sets. Celeste Lea Dittberner

Maara – Truancy Volume 295 (TRUANTS)

Zwar datiert Maaras Mix für den Blog TRUANTS aus dem Juli, es gibt aber gleich zwei gute Gründe, die Trennung nach Monaten aufzuweichen: Mit dem Mix der Kanadierin meldet sich die Plattform nach einer über zweimonatigen Pause zurück und Maara gewinnt als DJ und Producerin zusehends an Momentum. Das beweist ihre zuletzt erschienene, vorzügliche EP auf X-Kalay. Derzeit lebt sie in ihrer Geburtsstadt Montreal, was man ihren Mixen und Produktionen deutlich anhört. Sie arbeitet mit Künstler:innen wie Priori oder D.Tiffany zusammen und veröffentlicht auf Labels wie NAFF oder Radiant Love.

Trippig, proggig und introspektiv geht es zu, die 295. Truancy-Ausgabe würde aber trotz ihres psychedelischen Charakters hervorragend als mitreißendes Festival-Set funktionieren – ob indoor oder unter freiem Himmel. In den diversen unveröffentlichten Tracks, die Maara über 62 Minuten zusammenkleistert, finden sich Froschquaken, querschießende Melodien, feinsinnige Prog- und Trance-Elemente, die schon aufgrund ihres moderaten Tempos nichts mit dem grellen Revival des Genres zu tun haben, sondern unterschwellig aufkratzen. Wer wissen will, ob Maara auch ins Club-Setting passt, findet das übrigens auf der Krake-Klubnacht im Berliner OXI raus; die zweite Hälfte des Mixes, in der es weitaus feierlicher zugeht, legt das zumindest nahe. Maximilian Fritz

Prewozny – Fast and Fourier #004 (Frequency Domain)

Frequency Domain steht für jede Menge Breakbeats und einen experimentellen, genreübergreifenden Sound. Für den vierten Teil des Fast-and-Fourier-Podcasts setzt sich die Hamburgerin Prewozny hinter das Mischpult. Von der Internetkultur und Hip-Hop-Musik inspiriert, lässt sich die junge Künstlerin keinem festen Genre zuordnen, was sich auch in ihrer neuesten Veröffentlichung bemerkbar macht.

In ihrem Set springt sie mühelos von Genre zu Genre und nimmt mit auf eine Reise in die Vielfältigkeit elektronischer Musik. Ihr Mix verkörpert den Sound der jungen Generation, der sich vor allem durch Breakbeat-Edits und einen detroitigen Ghetto-Tech-Sound auszeichnet. 

Prewonzy startet mit Breaks und geht zu einem Acid-Sound über, der durch einfache, aber dennoch prägnante Vocals heraussticht. Beim anschließenden Trance-Remix des Hip-Hop-Klassikers „Day’n’Night” wird bewusst, dass Prewonzy für Überraschungen und Unerwartetes steht. Auch Southstars „Miss You” gliedert sich perfekt in die euphorische und lebhafte Stimmung des Sets. Gegen Ende lässt sie außerdem spacige Synths einfließen, was den durcheinander gemixten Genre-Pool komplettiert.

Bei diesem Sound dürften so manchen Techno-Veteran:innen die Haare zu Bergen stehen. Er provoziert, indem er mit bestehenden Tabus bricht. Trotzdem ist er fester Bestandteil des Klangs der neuen Generation und spannt den Bogen zwischen trashigen Eurodance-Edits und dem ursprünglichen Detroit Ghetto Tech, der sich durch starke Hip-Hop-Einflüsse und Samples auszeichnet.

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