Freitagabend eröffnet La Staab die Mainstage mit abseitigen House-Geschichten und gelegentlichen Exkursen in die Bass-Musik. Danach übernimmt Die Monkeytown-Crew: Siriusmo spielt live und eröffnet mit „Comic“ gefolgt von einigen neuen und alten Tracks, Modeselektor starten um Mitternacht und eröffnen ein Hitfeuerwerk erster Güte: von AC/DCs „Thunderstruck“ über Len Fakis Remix von DJ Hyperactives „Wide Open“ bis zu eigenen Moderat-Produktionen und „The Bells“ von Jeff Mills findet sich wirklich alles.

Samstagabend schien mehr aus einem Guss zu sein: Malka Tutis Asaf Samuel & Katzele starten den Abend deep, gefolgt von Labelkumpel Khidja, der ein trippiges Live-Set spielt. John Talabot überzeugt anschließend mit seiner gewohnten Mischung aus langsamem House und Disco. Auf dem zweiten Floor, der Grange, läuft von Mitternacht bis morgens das härtere Zeug: Paramida, Kosme, Tijana T. und FJAAK brachten ihren Sound den ausdauernden Tänzern in den ehemaligen Schafstall.

Hells Bells mit Modeselektor

Obwohl die internationale Komponente eine bunte Mischung ergeben sollte, ist der Großteil der Besucher*innen recht uniform. Kaum jemand fällt auf. Nicht auffallen ist in diesem Falle auch positiv gemeint: Die Stimmung ist überaus friedlich und entspannt, doch richtige Ausgelassenheit will sich mir aber einfach nicht offenbaren. Wenn die Sonne sich langsam dem Untergang nähert, füllt sich die Panorama Bar (Aussichtsplattform, die mit der Berliner Namensschwester nichts gemeinsam hat) und gehobenes Publikum teilt sich eine Flasche des angebotenen Champagners und schlürft selbigen ins Abendrot blickend.

Es fehlen die Freaks. Freaks, die ein Festival so lebenswert machen. Hartgesottene Raver, die es vorziehen von Freitag bis Sonntag nicht zu schlafen, Leute, die einem ihre Lebensgeschichte andrehen, obwohl man nur nach einem Feuerzeug gefragt hat und jene, die durch ihren Kleindungsstil nicht im Coachella-Einheitsbrei untergehen. Dennoch machen kleine Details den Charme des Festivals aus. Eine schräge Lichtinstallation verschönert den Weg vom Zeltplatz zum Gelände, eine ganze Hundefamilie tollt bis spät in die Nacht auf dem Gelände herum und es gibt Duschen mit einem Blick über Täler und Wiesen. Wer also beim Feiern mehr wert auf Idylle als Ekstase legt, ist hier am richtigen Ort.

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